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Cholera im österr. Raiserstaate:c. 533
woraus sie besteht/ und wegen der sorgfältigern Bearbeitung (wohin
z. B. das Abbrühen der rohen Cacaobohnen im heißen Wasser gehört,
wodurch ihnen die herben Theile entzogen werden, und ihr Geschmack
viel milderund angenehmer gemacht wird) sehr geschätzt, besonders dann,
wenn sie mehrere Jahre gelegen hat. In W i e n ist die Ch.-Fa-
brikation in vorzüglich gutem Stande und Betriebe; es sind daselbst 30
bürgerliche und befugte Chocolademacher, welche von der gewöhnlichen
Ch. 10 bis 12 Nummern, die sich in Ansehung der Wahl und Güte der
Ingredienzen unterscheiden, und nebstdem noch Medicinal-Ch. verferti-
gen. Ios. Genthon war der Erste, welcher von den älteren Formen
abwich, und künstliche Gegenstände, als Hombre-Charten, Billets mit
Devisen, Dosen, Porträts, Basreliefs:c. aus der feinsten Vaniglie-Ch.
erzeugte; er ist auch der Erfinder der Reis-Ch. — Zu den vorzüglichen
Chocoladeerzeugern gehören: I oh . Mich. und Ioh . Nep. Bauer,
Carl Boxler, Genthon, die Oßwald, die Rinaldi , Schmal,
hofer :c. — I. M. Bauer verfertigt auch die von dem Conditor
Pollak in Ber l in mit Eicheln bereitete Ch. — Der Handel mit Ch.
beschränkt sich nicht bloß auf das Inland, sondern erstreckt sich auch ins Aus-
land, wohmbesonders die feineren Mailänder und Wiener Sorten gehen.
Eine besondere Gattung der Ch. ist von dem Pharmaceuten Ios. An-
giello (Anci l lo) in Venedig erfundene vegetabilisch-animalische
oder Osmazom-Ch. (mit thierischem Aroma), worauf derselbe den 2.
Sept. 1323 ein 5jähriges Privilegium erhalten hat, welches seitdem noch
auf weitere 5 Jahre verlängert wurde. — 1833 hat sich eine Ch.-Fa-
brik des M. Kattner zu St . Vei t nächst Wien etablirt, welche
ihre Erzeugnisse mittelst einer Maschine bereitet.
Cholera (asiatische Brechruhr) im österr. Raiserstaate und
insbesondere in Wien. Nachdem diese Seuche von ihrer Wiege, dem
östl. Indien, seit 1317 den unheilvollen Lauf über Persien, den Kaukasus
und das asiatische Rußland vollbracht hatte, drang sie im Sept. 1330
in Europa ein und verbreitete besonders im südl. Rußland und in Polen
die größten Verheerungen. In Erwägung der schnellen Fortschritte die-
ses Übels und der drohenden Gefahr für die österr. Erbstaaten durch ihre
Annäherung, ernannte der Kaiser im Oct. 1830 eine eigene Central-
Sanitäts-Hofcommission, welche unter dem Vorsitze des obersten Kanz-
lers, Grafen vonMittrowsky, sich mit Berathung über diese Krank-
heit beschäftigte und die zweckdienlichsten Mittel zur Hintanhaltung,.des
Eindringens derselben in die k. k. Staaten in Vorschlag brachte. Über
eine, in Folge dieser Berathungen erlassene kaiserl. Entschließung
vom 2. Nov. 1330 traf die Central-Hofcommission augenblicklich alle
zweckmäßig geachteten Verfügungen. Oegen Rußland und Polen wur-
den Sanitätscordone aufgestellt, die Oränze abgesperrt und überhaupt
alle Maßregeln, z.B. Briefräucherungen, Quarantänen ;c. angeord-
net, welche schon früher bey drohenden Contagionen für zweckmäßig an-
erkannt worden waren. Allein, trotz aller Absperrungen, drang die
Seuche unaufhaltsam vor, sie übersprang den Cordon an derWislola,
zwang zu dessen gänzlicher Auflassung und brach selbst in solche Orte ein.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie