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Congr . d. Redempto r i s ten / u. die Ri rche :c.
terS Wernhard v. Greif / dessen Familie sie bis 1357 besaß, wo sie
an das Bisthum Passau sammt allen Appertinentien durch Kauf über-
ging. Herzog Albrecht I I I . war es, der im Vereine mit dem Pas-
sauer-Bischofe Georg v. Hohenlohe, 1392 den Grund zum hohen
Chöre und zur Vergrößerung der Kirche legte, da hingegen die westli-
che Seite mit ihrer reichen Eingangshalle, dem durchaus spitzigen Bogen
und der Brustwehre oben, sicherlich den Regierungen Albrecht's I I .
oder höchstens Rudolph's IV. (1326—1365) angehört. Daß der Chor
jünger und überhaupt beyde Theile der Zeit nach verschieden sind, be-
weist schon die schiefe Richtung, welche sie gegen einander haben, dann
auch das viel reichere Gewölbe des Unterschiffes mit seinen zahlreichen
Kappen und Quaten, während der hohe Choc nur mit einem einfachen
Kreuzgewölbe bedeckt ist. In der Folge vermehrten sich die Einkünfte die-
ser Kirche durch verschiedene milde Stiftungen, am meisten hatte sie den
seit ungefähr 1300 in ihrer Nahe seßhaften L iechtensteinen zu dan-
ken, welche reiche Gaben dahin spendeten, und Tag- und Nachtgottes-
dienste stifteten. Hanns v. Liechtenstein, seinen Zeitgenossen un-
ter dem Nahmen der gewaltige Hofmeister bekannt, schenkte alle Heilig-
thümer und Kleinode des Hauses Liechtenstein nach Maria Stiegen,
und erhielt vom Papst Bonifaz V I I I . einen eigenen Seelsorger da-
hin; viele der Liechtenstein e erhielten ihre Ruhestätte daselbst. In-
dessen blieb die Kirche bey allen Stürmen der Zeit Passau'sches Eigen«
thum, bis 1802 das Erzbisthum Passau verschwand, und sowohl der
Passauerhof als auch P a ssa u's Rechte aufMaria Stiegen kraft des lan-
desherrlichen Heimfallrechtes incamerirt wurden. Die ehrwürdige Kir-
che war dadurch so gut als verlassen. Die Schotten, welche ohnehin so
viele Pfarren und Lehrämter zu besetzen hatten, vermochten es nicht,
ihre Sorge auch auf dieses Gotteshaus auszudehnen. Dennoch dauerte der
Gottesdienst bis zur zweyten französ. Invasion fort, wo diese Kirche zum
Fruchtmagazin verwendet, und mit Kornfässern und Mehlsäcken so über-
füllt wurde, daß die Grabsteine dem übermäßigen Druck unterlagen/
mehrere Gräber versanken, Altäre verwüstet, viele treffliche Standbil-
der, Friesen, Zierrathen und gemalte Glasfenster zertrümmert wurden.
1320 endlich geschah die Wiederherstellung und Einweihung der Kirche
und deren Übergabe an die Redemptoristen. — Im Ganzen genommen, darf
zwar diese Kirche in Hinsicht auf den Plan und die äußere Anlage keines-
wegs als Muster aufgestellt werden, denn, außer dem bereits bemerkten
Fehler ihres durch die verschiedenen Zusätze verursachten lang gestreckten
Grundrisses hat sie nur einen reich geschmückten Thurm und dieser steht
nicht vorn, sondern im Kreuze. Aber alles dieß entschuldigt hinlänglich
der enge, höchst ungünstige, auf der ganzen nördlichen Bergseite von
einem AbHange und von Häusern begränzte Platz, der auch dem ge-
schicktesten Baumeister die freye Entwicklung des Baues unmöglich ge-
macht hätte. Die schöne Sorgfalt, die den Herstellungsbau leitete, vol-
lendete nun ihr Werk dadurch, daß ein großer Theil der nächsten störend-
sten Umgebungen weggerissen, und die westliche und nördliche Seite dem
freyen Anblicke vollkommen geöffnet wurden. Bey ihrer geringen Breite
konnte die Kirche nur ein einziges Schiff, ohne Abseiten erhalten, das
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie