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K ck h e l. l i
und südliche Halbkugel der Erde, auf den Wiener Horizont stereogra«
phisch entworfen, gehöre».
Eckhel, Ios. silar., war den 13. Jan. 1737 zu Enzers«
feld in Niederösterreich geboren. Noch in den untern lateinischen Schul-
classen offenbarte sich deutlich seine überwiegende Neigung für die classi-
sche Literatur, und besonders für die alte Geschichte und ihre Hülfswis-
senschaften. Als ein 14jähriger Jüngling (1751) trat er zu Wien in
den Orden der Jesuiten. Nach geendigtem Studium der Theologie be-
kleidete er von 1768 bis 1771 an dem Wiener Universitäts-Gymnasium
das Lehramt der Dicht- und Redekunst. Immer blieb indessen die Alter-
thumskunde und insbesondere die alte Numismatik sein Lieblingsfach,
dem er alle. Nebenstunden widmete; 1772 wurde ihm die Aufsicht über
das Münzcabinet des Jesuiten-Collegiums zu Wien anvertraut. Schon
im August desselben Jahres (1772) ertheilten ihm seine Obern auf sein
dringendes,Verlangen die Erlaubniß, eine antiquarische Reise nach Ita-
lien zu unternehmen. Er ordnete das reiche Florentiner Cabinet nach sei-
nem System, und sammelte dabey eine Menge gelehrter Bemerkungen
über noch unedirte alte Münzen, durch deren Herausgabe er bald dar-
auf als gelehrter Alterthumsforscher in ganz Europa bekannt wurde.
Nach zurückgelegter Reise erhielt E. die Professur der Alterthumskun-
de und Numismatik an der Universität zu Wien, und seit 1774 die
Direction des kais. Münzcabinets. Nun ging sein ganzes Bestreben da-
hin, diesem Platze Ehre zu machen. Die zeitherige Gewohnheit war,
die antiken Münzen der Griechen und Römer nach dem Metall, und
zugleich darin wieder nach der Größe zu ordnen. Da mußte man aber,
um eine historische Folge aller Begebenheiten, oder um Münzen dersel-
ben Stadt, desselben Landes zu übersehen, in zehnerley verschiedenen
Schränken und Abtheilungen nach Metall und Größe suchen. E. fühlte
das Unpassende dieser Methode, und scbuf eine neue, wodurch er zuerst
der Numismatik eine wissenschaftliche Form gab. Er machte nähmlich
zwey große Abtheilungen aller antiken Münzen, die erste umfaßt die
Münzen der Städte, der Völker und der Könige, die zweyte die römi-
schen. Die Städtemünzen sind nach der geographischen Lage der Länder
von Westen nach Osten geordnet; bey den ganzen Ländern ist dann wie-
der die Unterabtheilung in Provinzen oder kleinere Districte beobachtet;
und die Städte einer Provinz sind, als „an sich nahe gelegen, nach dem
Alphabet geordnet. So gibt ein bloßer Überblick der sogeordneten Mün-
zen zugleich eine versinnlichte Darstellung der alten Geographie. Die
chronologische Folge der Königsmünzen schließt sich denen der Städte
oder Länder an, die unter ihrer Herrschaft standen. — Nach diesem
wohlüberlegten System verfaßte E. den Catalog des Wiener Cabinets:
dataloAu« mi253ei caezai-ei Vindub. nuniar. vet, digtril?. etc. 2 Bde.
Wien, 1779. Nicht leicht hat ein Aufseher irgend einer andern Samm-
lung für den Ruhm und die Nutzbarkeit derselben, und für das Beste
der ganzen Wissenschaft in so wenigen Jahren so viel geleistet. 1792 bis
1793 gab E. sein großes System der alten Numismatik heraus: Ooc-
trina numorum veterum c. tab. aen. 8 Bde. (Hierzu erschienen aus
feiner hinterlassenen Handschrift durch den jetzigen Director des kaiserl.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie