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Eugen, Prinz von Savoyen. 89
ter Marlborough bey Donauwörth bewerkstelligt, als beyde Helden
den 13.A'ug. d.I. in der ewig denkwürdig blutigen Schlacht bey H ochstädt
einen entscheidenden Sieg erfochten, wobey Marschall Tallard gefan-
gen, die Hälfte der feindlichen Armee aufgerieben und die andere Hälfte
in die Flucht getrieben wurde. Inzwischen hatten sich dieKriegsereignisse
in Italien gänzlich verändert. Vendome hatte dem österr. savoyschen
Heere empfindliche Verluste beygebracht, als E. Befehl erhielt, dahin
abzugehen, Er öffnete sich den Weg nachPiemontüber mehrere Flüsse,
zwischen festen Plätzen und 2 feindlichen Heeren, konnte jedoch den Über-
gang über die Adda nicht bewerkstelligen, da der herbeyeilende Vend o-
ml in der Schlacht bey C a ssan o, wobey E. bey persönlicher Anfüh-
rung eines Sturmes auf eine Schanze zweymahl verwundet wurde, des-
sen Hauptzweck vereitelte. Kaum war jedoch Vendome nach den Nie«
derlanden abgerufen worden, als E. ein Unternehmen, würdig seines
großen Geistes, ausführte. Mit kaum 24,009 Mann legte er einen
Marsch von 50 Meilen mitten durch den Feind über steile Gebirge und
4 große Flüsse zurück, vereinigte sich mit dem hart bedrängten Corps des
Herzogs von Savoyen und erfocht 1706 bey Turin über die 80,000
Mann starke Armee unter demHerzogvon Orleans einen derglänzend-
sten Siege, der das Schicksal Italiens gänzlich entschied und ganz Eu-
ropa mit Bewunderung erfüllte. Die ganze Lombardie wurde von dem
Feinhe befreyt, und Piemon t erobert. Die Nachricht von diesem Sie-
ge verursachte bey allen alliirten Höfen große Freude;KaiserI o sepHI.
(Leopold war schon 1704 gestorben) «herschickte dem Prinzen, dessen
unumschränkte Vollmacht er schon bey seiner Thronbesteigung bestätigt
hatte, einen kostbaren, mit Diamanten besetzten Degen, den der Kaiser
selbst von seinem Vater bey der Eroberung von Landau zum Geschenk
bekommen hatte. Die Oeneralstaaten dankten dem Helden in einem eige-
nen Schreiben. Sogar weit entfernte Privatpersonen wollien dem Prin»
zen Kennzeichen ihrer Liebe und Dankbarkeit geben; so vermachte ihm
ein britisches Mädchen, die auf ihrem Sterbebette die Siegeskunde hörte,
2000 Pfd. Sterl. mit der Bedingung, daß ihm diese ohne Abzug der
gewöhnlichen Unkosten zugeschickt würden. Nach der Schlacht bey Tu»
rin drang E. zum zweytenmahl in Frankreich ein, und belagerte Tou-
lon, mußte jedoch, da ein starkes Heer zum Entsatze anrückte, die Be-
lagerung wieder aufgeben und sich nach Piemont zurückziehen; auf
dem Wege nahm er noch die für die Alpenpässe sehr wichtige Bergfeste
Susa.- 1703 eröffnete E. gemeinschaftlich mit Marlborough den
Feldzug in Flandern, schlug Vendome den 11. Iuly beyOudenar-
de, eroberte hierauf Li l le, das Meisterstück von Vau ban's Befesti-
gungskunst, und erfocht den I I . Sept. 1709 den blutigen Sieg beyMal-
plaquet, welcher die Einnahme von Mons zur Folge hatte. Während
der Winterquartiere ging E. mit diplomatischen Aufträgen nach Holland
und Preußen, und bewies auch seine großen Talente als Staatsmann.
Nach Kaiser ZosepH's I. Tode 1711 nahm der französ. Krieg eineande-
re Wendung. E. beobachtete die Franzosen am Oberrhein und betrieb zu-
gleich die Kaiserwahl Carl's VI . Marlborough war inzwischen in
der Gunst seines Hofes gefallen, und vergebens verwendete sich E. bey
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie