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90 Eugen, ^rinz von Savoycn.
der Königinn Anna zur Fortsetzung des Krieges;England undHollanv
schlössen zu Utrecht Frieden mit Frankreich; der Kaiser setzte den Krieg
zwar allein, jedoch erfolglos fort und beauftragte endlich E. zu Unter-
handlungen in R astadt mit dem Marschall V i l l a rs , welche 1714
den Badner Frieden zur Folge hatten. — Doch kaum hatte E. kurze
Zeit in Wien der Ruhe genossen und sich seiner kunstsinnigen Schö-
pfungen und Sammlungen/ besonders aber des nunmehr vollendeten
Prachtbaues des Belvedere's erfreut, als ein neuer Krieg gegen die
Türken ausbrach. Ein Heer von 200,009 Osmanen drang in Ungarn
ein, und sollte Peterward ein erobern, in dessen Nahe E. mit
einem Heere von nur 60,000 Mann gerüstet stand. Die Türken berann-
ten den 4. Aug. 1716 Peterward ein, hatten schon die Verschan-
zungslinien erstiegen und die kaiscrl. Infanterie in Unordnung gebracht,
als auf einmahl E. mit seiner Reiterey über sie losbrach und den vollkom-
mensten Sieg errang. Der GroßvezierAli P a scha, der sich wüthend
in das dichteste Kampfgewühl gestürzt hatte, fiel mit 30,000 Türken,
Lager und Geschütz sielen in die Hände der Kaiserlichen. E. verfolgte sei-
nen Sieg und eroberte kurz darauf Te meswar und das ganze Banal.
Der Papst sandte ihm für diesen Sieg einen geweihten Degen, Kaiser
Carl das goldene Vließ. Bald darauf feyerte E. einen noch großem
Triumph, er führte im Iuly 1717 seine Armee im Angesichte des drey-
mahl starkern und bis an die Zähne verschanzten Feindes über die Donau
und schloß Belgrad ein. Diese Festung war mit Allem reichlich versehen,
und ihre starke Besatzung focht um so muthiger, da sie die-'große sürkische
Armee in der Nahe wußte. Auf einmahl sah sich E. zwischen zwey Feuer
versetzt. Aus der Stadt und dem starken Lager des Großoeziers in sei-
nen Linien eingeschlossen, ungemein schwächer an Streitkräften und durch
mehr als 200 Kanonen begrüßt, beschloß E. den 17. Aug. unter den für
ihn ungünstigsten Verhältnissen die Schlacht. Auch war der Kampf blu-
tig, anhaltend und lange zweifelhaft, endlich aber errangen die Kaiser-
lichen den vollkommensten Sieg; der Großvezier floh mit einem Verlu-
ste von 10,000 Mann, dem ganzen Lager und Geschütz nach N issa und
Belgrad, die Tschaikistenstotte, die Festungen Sabacz, Orsowa,
Mehadia, Seinendria und die Hälfte von Serbien waren binnen2
Monathen in E.'s Gewalt. Der Kaiser sandte ihm für diesen Sieg ei-
nen reichbesetzten Degen, über 100,000 Gulden an Werth, und dieStän-
de Österreichs nahmen ihn in ihre Versammlung auf. Nachdem 1718 der
für Osterreich äußerst vortheilhafte Friede zu Passarowitz geschlossen
war, begab sich E. in der Würde eines Generalissimus, Statthalters von
Italien, Conferenzministers undHofkriegsrathspräsidenten nach Wien.
In den nun folgenden Jahren der Waffenruhe theilte der Prinz seine
Zeit zwischen der Sorge für das Kriegsheer, den Staatsgeschäften und
zwischen Wissenschaft uud Kunst, die in ihm stets einen eifrigen Vereh-
rer und thätigen Beförderer fanden. 1723 begleitete E. die kaiserl. Fa-
milie auf ihrer Reise nach Triest, trug sehr viel zur Aufnahme dieses
Hafens bey und führte daselbst einen großen Jahrmarkt ein. 1731 schloß
er einen geheimen Tractat mit England, dein in der Folge auch Spa-
nien beytrat. 1732 begleitete E. den Kaiser nach Carlsbad, und wur-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie