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Ferdinand I I . , römisch, deutscher Raiser. N5
von Ungarn und bedrohte. Österreich aufs Neue, bis F. 154? in ei.
nem auf 5 Jahre geschlossenen Waffenstillstand dem Sultan alles E?<
oberte zugestand und ihm außerdem einen Tribut von 30,000 Ducaten
zu zahlen bewilligte. Nachdem Carl V. 1556 der Kaiserwürde ent.
sagt und die Wahl vergeblich auf seinen Sohn P h i l i p p zu lenken
gesucht hatte, wurde F. 1558 auch mit der römisch-deutschen Kaiser-
krone geschmückt. 1559 hielt er einen Reichstag zu Augsburg, auf
welchem er dem deutschen Reiche eine Münzordnung gab. 1562 wirkte
er auf dem wieder eröffneten Tridentinischen Concilium seinen Untertha-
nen mehrere religiöse Freyheiten aus und betrieb eifrigst, obwohl vergeb,
lich, die Vereinigung der sich bildenden Religionsparteyen. Nachdem er
noch 1562 seinen Sohn Maximil ian I I . zum römischen König hatte
trö'nen lassen, starb er den 25.Iuly 1564 und wurde zu Prag begraben.
Von seiner Gemahlinn Anna hatte er 15 Kinder, von denen außer sei-
nem Nachfolger noch bemerlenswerthzsinv: 1) Elisabeth, vermählt
an König Siegmund August von Polen. 2) Anna, vermahlt an
Herzog Alb recht vonBayern.3) Ferdin and, Grafv.T
z von '^cantua uno nach dess
Sieg mund von Polen. 6) Car l , Herzog von Steyermark.
Ferdinand I I . , römisch - deutscher Kaiser, Enkel Kaisers F
nand I., Sohn des Erzherzogs Carl von Steyermark mit Mar ia
von Bayern, Stifter der österr. steyer. Linie des Hauses Habsburg,
die bis zum Aussterben des Mannsstammes dieses Geschlechtes reicht. Er
wurde geboren zu Gratz den 9.Iuly 1578. Nachdem er von seinem Vet-
ter, dem kinderlosen Kaiser Mathias, adoptirt worden war, und noch
bey dessen Leben die ungar. und böhm. Krone erhalten hatte, folgte ernach
dessen Ableben auch in der Regierung der gesammten österr. Lander, wo»
von er jedoch 1621 seinemBruder Leopold, welcher den früher gewäh!»
ten geistlichen Stand wieder verließ und sein Bisthum Passau resignir»
te, Tyrol und Vorderösterreich als Secundogenitur überließ. (Diese neue
Linie erlosch jedoch schon 1665 mit Leopold's jüngerem Sohne Sieg,
mund Franz, worauf diese Lander wieder der Hauptlinie zufielen.)
Den 28. Aug. 1619 erlangte F. auch die Kaiserwürde. In Ingol ,
stadt von den Jesuiten erzogen, trat er gleich'Anfangs seiner Regie«
rung mit Eifer gegen den Protestantismus auf, welches Verfahren, zu-
vörderst in Böhmen, eine furchtbare Gährung zur Folge hatte. Dietai«
serl. Rathe Slawata und Mart initz wurden >uf Befehl des, den
Aufstand leitenden, Grafen Mathias Thurn (s. d.) aus den Fen«
stern des Prager Schlosses gestürzt und die Böhmen ernannten den protest»
Churfürsten Friedrich V. von der Pfalz gegen F. zum Könige. Un-
ter Anführung des Grafen Thurn machten die Rebellen auch anfangs
so schnelle Fortschritte, daß sie noch 1619 vor Wien erschienen, und
den Kaiser in seiner Burg belagerten. In dieser Zeit der Bedräng-
niß ist es, dasi F. von dem Crucifix, welches noch jetzt die kaiserl. Schatz-
lammer bewahrt, auf sein inbrünstiges Gebeth soll die Worte vernommen
haben: „Ferdinand, ich werde dich nicht verlassen!" Wirklich folgte
schnell und unerwartet die Hülfe. Schon traten 16 Protestant, bstelr.
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie