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116 Ferdinand II., röm. deutscher Raiser.
Standesherren in die öde, von böhm. Kugeln entstellte Burg, um den
Kaiser zur Annahme der entehrendsten Anträge zu zwingen, als das
Cürassier-Regiment D ampierre unter Trompetenschall aufdem Burg-
platz erschien und willkommene Rettung brachte. Es war aus der Gegend
von K r em s auf der Donau nach Wien, und durch dasFischerthor.mit
Hülfe der treuen Bürger in die Stadt gedrungen. Zugleich erscholl die
frohe Kunde, die kaiserl. Feldobersten Bucquoy und Dampierre'
hatten den Feldherrn der Protestanten, Grafen von Mannsfeld,
geschlagen und bedrohten Prag, auf welche Nachricht Graf Thurn
sogleich die Belagerung W i en's aufhob, und abzog. Von dieser Zeit er«
hielt das Dampierre'sche Cürassier-Regiment (nunHardegg) das
Vorrecht, mit klingendem Spiel durch die Stadt zu ziehen, sich auf dem
Burgplatz aufzustellen und daselbst unter Trompetenschall durch 3 Tage
zu werben. — Obschon nun noch im selben Jahre die Hauptstadt auf's
Neue, und zwar von zwey Seiten, durch den siegreichen Siebenbürger-
Fürsten G a b r i,e l B e t h l e n und den durch den Abzug von Bucquoy's
Heer aus Böhmen wieder herbeygeeilten Grafen Thurn bedrängt wurde,
so erschien doch wieder schnelle und unverhoffte Rettung. Bethlen's Statt«
Halter, Rakoczy, wurde von dem wackern ungar. ^udex l^u^iae,
Georg Homonay, aufs Haupt geschlagen und Wien befreyt. Den
8. Nov. 1620 aber schlug der kaiserl. Feldherr Ti l ly die berühmte Schlacht
am weißen Berge bey Prag, welche den vollkommensten Sieg derKai-
serlichen zu-Folge hatte, und die unbedingte Unterwerfung Böhmens,
Mährens und Schlesiens bewirkte. Pfalzgraf Friedrich, seines kur-
zen Regimentes wegen, das nur einen Winter währte, spottweise der
Winter kö n ig genannt, ward geächtet Und floh nach Holland. Nu»
rottete F. die Protestant. Religion in seinen Staaten mit unerbittlicher
Strenge aus; er verjagte die Prädicanten, ließ die Bethhäuser schlie-
sten und vernichtete den, Kaiser Nud olph I I . abgedrungencn Moje-
stätsdrief(s. d.). Kaum aber war die Ruhe in den österr. Staaten hergestellt
und F.'tz siegreiche Feldherren T il l y und Wallen stein waren im deut«
schenNorden unaufhaltsam vorgedrungen; so erstand ihm mit einem Mahle,
durch die Bitten der deutschen Protestant. Fürsten bewegt, so wie über die
Zerstörung M agdebu rg's erbittert, an GustavAdolph, dem be-
rühmten Schwedentönige, ein furchtbarer Gegner, der sich der protestanti-'
schen Sache annahm, und eingewaltiges Heerunterseiner eigencnAnfüh-
rung an den Küsten der Ostsee landete. Die durch Wallen st ein un-
ternommene Belagerung von Stralsund wurde aufgehoben, Ti l ly
bey Breiten feld in Sachsen geschlagen, und das Protestant. Deutsch-
land feyerte in dem König von Schweden seinen Retter. Zwar fand die-
ser schon den 6. Nov. 1632 auf Lützen's Schlachtfelde das frühe Ziel
seiner glorreichen Laufbahn, doch verfolgte dessen Heer unter seinem Schü-
ler, Berny a rd von Weima r, die siegreiche Bahn. und drang m
Böhmen ein. Nurcrsinach Wallensteins Todr'und nach der Schlacht
bey Nördl ingen, 27. Aug. 1634, neigte sich unter Erzherzog Fer-
dinand, dem crstgebornen Sohne des Kaisers, das Glück wieder in Et-
was auf dessen Seite, da sich nun auch Sachsen mit dem Kaiser aussöhnte
und verband. Doch wurde den 24. Sept. 1636 das vereinigte taiserl. und
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie