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Füg er, «Joachim. 2-l5
rey ohne alle Anleitung zum ersten Mahl versuchte.' Eben so vielen Bey-
fall erwarb ihm ein sehr gelungenes Bildiiiß dieser Monarchinn. 1784 wur-
de er als Vicedirector der Maler- und Bildhauerschule an die Akademie
„ach Wien berufen, nachdem er aus Dankbarkeitgegen den WienerHof
einen sehr vortheilhaften Ruf nach Petersburg ausgeschlagM hatte.
Anfänglich beschäftigte er sich auf seinem neuen Staudpunct fast aus-
schließend mit Miniaturgemälden,' die er jedoch mit kühner, eines Histo-
rienmalers würdigen Manier behandelte, doch in der Zwischenzeit bildete
er'sich auch in der Ohlmalerey mit dem besten Erfolge aus, wovon so
manche vortreffliche Gemälde, die er geliefert hat, das schönste Zeugniß
geben, obschon er keineswegs von Manier frey zu sprechen ist. Vieles und
Verdienstliches leistet« er als Director-'der k. k. Gomäldegallerie, viele der
jetzt vorzüglichsten Künstler haben'ihm Aufmunterung und Unterricht zu
danken. Er starb zu Wien den 5. Nov. 1818. Unter der bedeutenden
Anzahl von Kunstwerken, die er lieferte, zeichnen sich vorzüglich,aus.:
Die höchst gelungeireii Porträts Kaise»,' I o se p h's I I . , der Erzherzoginn
Elisabeth und des Generals Loudon; die historischen Gemälde:
Prometheus, das himmlische Feuer entwendend, Orpheus, der vom Pluto
Eurydicens Rückgabe erbittet, Dido auf dem Scheiterhaufen, die er-
sten Ältern bey Abel's Leiche, das Urtheil des Iunius Brutus über seine
Sohns/ und als. Seitensiück : Der Too der Römerinn Virginia,
Semiramis, welche die Empörung der Babylonier erfährt, Sokrates
vor seinen Richtern, die schöne Magdalena)-welche sich in der^ck. .<3e<
mäldegallerie befindet, und endlich besonders: Der Tod des Germani-
cus, welcher in deirr Versamnilungssaale derAkademie derbildenden Kün-
ste in Wien aufgestellt ist. Seine Miniaturbildnisse zeichnen sich durch
characteristische Ähnlichkeit, durch graziösen Ausdruck und durch wahres
und kräftiges Colorit vorzüglich'aus.' Besonder's merkwürdig sind auch 2t1
Handzeichnungen, welche dieserKünstler wahrend einer langwierigen Un-
päßlichkeit zu Klopstock's Messiade äüf blaues Papier mit Kreide und
Tusch, weiß aufgehoht, verfertigt hab: Siewurdenzu der neuen Leipziger
Prachtausgabe dieses.Gedichtes von John- in punctirter Manier vortreff-
lich gestochen. Gustav Leybold führte sie in größerem Formate aus.
Von F. selbst geätzt hat man feine erwähnte Semiramis, eitw.'Apol
theose des Hercules, Jupiter und.'Hebe, u'nb eine Allegorie auf die Ma-
lerey. Zu seinen schönsten Arbeiten gehört der 1804 für die kaiserl. Hof-
buracapelle gemalte Johannes in der Wüste, wofür er 1N0l),Ducaten er-
hielt. In den sogenannten goldenen Zimmern der' k. k. Bildergalerie im
Belvedere ist noch sein großes allegorisches Bild auf dis erfreuliche Rück-
kehr des Kaisers Franz 1814 aufgestellt. —
Füger, Joachim, pensionirter Hofrath der l. kl oberstenIustiz-
stelle, geb. zu Wien 1772, trat nach zurückgelegten juridischen Stu-
dien an der dasigen Universität den 15. Dec. 1796 als Auscultant zum
Wiener Magistrat; untere Cathegomen durchgehend,, erhielt F. im Ci-
vilsenate eine Magistratsraths-'und 1815 eine niederosterr. Appellations-
rathsstelle. 1819 wurde er Hofrath bey der obersten Iustizstelle, als ein
Mann, der mit Talenten, rastlosen Fleiß, gründliche Gefetzkenntnisse
und einen präcisen «Vertrag verband. Durch sein mit practischem Tact ab-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie