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R a l ch b e r g. 14g
des Kaisers alsfKö'lil'ginn von Ungarn gekrönt; so wird auf ihr Haupt
nur eine Hauskrone, die Reichskrone aber nur auf ihre rechte Achsel ge-
setzt; es wird ihr zwar der Zepter und der Reichsapfel, aber nicht das
Schwert gereicht; sie legt keinen Krönungseid ab, auch schlagt sie keine
Ritter. Die Salbung verrichtet der Erzbischof von Oran; ebenderselbe
setzt ihr die Krone des h. Stephan auf die rechte Achsel, die Haus-
krone aber seht ihr der Bischof von Vesz yr im, alsErzkanzler der Köni-
ginn, auf das Haupt. — Wird die Gemahlinn des Kaisers als Königinn
von Böhmen gekrönt,'so wird ihr das St. Wenzelsschwert auf einem
Polster vorgetragen; die Landesbeamten berühren nach derInthronisirung
die Krone nicht, wie dieß bey der Krönung eines Königs geschieht; auch
schwört sie nicht und schafft keine Ritter. Dock hat die Krönung einer
Königinn von Böhmen das Eigene, dasi das Recht sie zu krönen, kraft
des Diploms Leopold's I I . vom 29. Iuly 1791, der jedesmahligen
Äbtissinn des Theresianischen adeligen Damenstiftes auf dem Prager
Schlosse zukommt, und daß unter die bey der Krönung Hofdienste ver-
richtenden Hauptpersonen auch die Gemahlinnen der obersten Landes-
officiere gehören, die nach vollzogener Krönungsfeyer ebenso, wie die
Landesbeamten bey der Krönung eines Königs / an mehreren Tafeln
speisen, deren jede für 12 Personen eingerichtet ist. — Das Geschenk,
welches seit Math ias I I . die ungar. Stände bey der Krönung ihren
Königinnen zu machen pflegen, besieht aus 50,000 Species-Ducaten.
Eine gekrönte Königinn von Böhmen erhalt als Witwe, kraft einerAn-
ordnüng Carl's IV. erhebliche Einkünfte aus den 9 königl. Leibgedinq-
stadten, und anderen Gütern, in welchen allen sie auch berechtigt ist,
gewisse Regierunqsrechte auszuüben. Heyvachet aber eine königliche Witwe
wieder, so verliert sie diese Rechte.
Ralchberg, I oh . Nep. , Ritter v . , der steyermärk. Stände
erster Verordneter des Ritterstandes, mehrerergel. Gesellschaften Mitglied,
ward im Hochlande der Steyermärk zu Pichl, den 14. März 1765 ge-
boren. Im 14. Lebensjahre hatte er seinen Vater verloren; hierdurch
kam er zur Fortsetzung seiner Studien nach Orätz. Sein erster drama-
tischer Versuch war: Agnes, Gräfinn von Habsburg. Orätz 1786, dem
eine wahre, aus den S tub enbe rg'schen Familienurkunden von einem
gelehrten Freunde im Auszuge ihm mitgetheilte Begebenheit zum Orunde
lag. (Nach der spätern Umarbeitung: Wülfing von Stubenberg.) Die
Charactere des Stückes zeigten Haltung; das Colorit der Vorzeit war
getroffen ; die Schreibart ist nicht unedel. 1788 erschienen seine Tempel-
herrn. So Vieles sich gegen dieses in fünffüßigen Iamben verfaßte Dra-
ma einwenden laßt, das Ganze zeigt doch unverkennbare Spuren des
Genius. — Schon 1737 hatte die arkadische Gesellschaft zu Rom ihm
ihr Diplom zugesendet; die herzoglich deutsche Gesellschaft zu Jena
folgte 1793 nach. K. war 1785 in k. k. Bancaltoenste getreten. In
Verbindung mit Schräm, Scheiger, Kön ig , u. A. gab K. 1789
„Die Früchte vaterländischer Musen, Grätz, 2 Bändch." heraus, und er-
weckte hierdurch ein in der Steyermark vorher unerhörtes literarisches
Wirken. Einem Bändchen von Gedichten 1783 folgte 1790 der I.Theil
der Grafen von Cilly, und der 2. bald darauf. — Die ausgezeichneten
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie