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len; Philosophie und Theologis an der hohen Schule zu P r a g , wo
er in den ritterlichen Orden derKreuzherren mit dsm rothen Sterne trat.
Als Priester wurde er sogleich zur Seelsorge verwendet, und seine erste
Anstellung war als Caplan an der Ordenspfarre in dem Dorfe Schab
in Böhmen. Von dort rief ihn nach 2 Jahren die Bestimmung des Oe,
neral-Großmeisters seines Ordens nachPreßburg, wo dieser ritterliche
Orden damahls in dem sogenannten Waisenhause eine Commende mit
einem sehr großen Armenspitale hatte. Hier entwickelten sich seine Fä-
higkeiten immer mehr, vorzüglich aber sein ausgezeichnetes Talent zur
geistlichen Beredsamkeit, dessen Ausbildung durch die rastloseste An-
strengung er sich sorgfältig angelegen seyn ließ. Von P r e ß b u r g
führte ihn seine Laufbahn in einigen Jahren nach Wien zum Pre-
digtamte an der Kirche eben dieses Ordens bey St . Car l , in wel-
cher Bestimmung er es zu einem so hohen Grade der Vollkommenheit
brachte, daß er sich gar bald den allgemeinen Ruhm eines der ersten und
vortrefflichsten Prediger in Wien erwarb. Als 1783 zu Wien die
neue Pfarreintheilung zu Stande kam, und bey solcher auch die Kirche
des ritterlichen Ordens der Kreuzherren bey St . Carl die Bestimmung
zur Vorstadtpfarre erhielt, wurde er daselbst zum Pfarrer ernannt,
welches Amt er aber nur durch ein halbes Jahr bekleidete, indem ihn
Kaiser Joseph I I . bey der gegen Ende 1783 erfolgten Einrichtung
der k. k. General-Seminarien in allen Erbländern, aus eigener Bewe-
gung zum Rector des General-Seminariums zu Wien ernannte.
3 Jahre später verlieh ihm dieser Monarch, und zwar abermahls aus
eigener Bewegung, das so eben in Erledigung gekommene Bisthum zu
Brunn . Er starb daselbst den 22. Febr. 1799.
Lachner, Franz, Capellmeister am Hoftheater zu Manheim,
rühmlich bekannter Componist, war geboren 13()4 zu Kra in , einem
kleinen Städtchen in Bayern. Durch seinen Vater, welcher Organist da-
selbst war, erhielt L. den ersten musikalischen Unterricht, dann wurde er in
das Seminar nach Neuburg ander Donau gesandt, wo er Gelegen-
heitfand, sich in der Musik vollständig auszubilden. Nach Beendigung
seiner Studien daselbst ging L. nach München, wo er sich mit unaus-
gesetztem Eifer der Composition widmete, 1824 kam er nach Wien und
erhielt wenige Tage nach seiner Ankunft durch Concurrenz mit 39 Com-
petenten die Organistenstelle an der evangelischen Kirche; bald dar-
auf bemerkte Ba rba ja , damahls Pächter des kaiserl. Hofopernthea-
ters, L.'s seltenes Talent und engagirte ihn als Capellmeister, in wel-
cher Eigenschaft er auch unter Duport 's Direction blieb, und in wel-
che Zeit die Composition fast aller seiner größern Werke fällt. 1333 er-
hielt L. einen sehr vortheilhaften Ruf als Capellmeister des Hoftheaters
in Manhe im, wo er sich nochgegenwärrig besindet. Seine bisher gclie«
ferten Compositionen bestehen aus 2 großen Opern, die zwar angekauft,
jedoch noch nicht aufgeführt wurden, 3 Messen, 2 Oratorien: Die 4
Menschenalter und Moses, 2 Symphonien in Es und ^, welche ganz
besonderen Beyfall fanden und in welchem Genre L. nun einer der ersten
Componisten Deutschlands zu nennen isi, endlich schrieb er noch oiclc
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie