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Oesterreich, «rzhorzogthum, Gcschtchte.
Ufer sich bereits der mächtige marcomannische Bund vorgedrängt hatte,
nachdem er die bojischen (galischen oder keltischen) Ei.iwohner, lange
vor der Römer Antunft am gegenüber befindlichen llr'er vertrieben. — Die
älteste Geschichte jenes Bundes greift tief in die Begebenheiten der ger-
manischen Völkerschaften ein, aber sie ist in Ermanglung einheimischer
Schriftsteller nur durch zweifelhafte Sagen auf uns gekommen. — Doch
bleiben die späteren bekannteren Thaten desselben merkwürdig genug,
und das; sich gerade hier die beyden Völker (Pannonier und Markmänner)
berührten, wovon das eine Roms nahenden Verfall durch seine aus-
dauernde Tapferkeit noch einige Zeit aufhielt; das andere aber Noms
Weltherrschaft umstürzte, dessen bis auf die Sprache sich erstreckende Zer-
nichtung aller Volkerfreyheit, Völkersitte und Cultur langst den unver-
söhnlichsten Abscheu und Haß aller germanischen Stämme, und aller an-
deren Nationen auf sich geladen. — Nach des weströmischen Reiches
Untergang war es mehr als ein Volksstamm, der sich hier niederließ, aber
der Avaren Herrschaft dauerte am längsten, die den Longobarden gefolgt
waren, welche an die Stelle der zerstreuten Ost-Gothen traten, von
denen der Rügen Herrschaft in diesem Lande unterdrückt worden. — Die-
ser Wechsel der Landesgebiether, während dessen das Land der beständige
Kriegsschauplatz blieb, konnte nicht ohne die gänzliche Zerstörung seiner
Ansiedlungen und der bereits herrlich emporgeblühten röm. Pflanzstädte
geschehen. Das große Lorch bey Enns, wohin wegen seiner günstigen
Lage von Ovüabi» (W e ls) der Sitz der röm. Landpfleger verlegt worden,
von dem der bischöfl. Sitz doch bereits nach Lawvis (Passau) über-
tragenwar, als es der Rügen-König Fava eingenommen, thei'te das
Schicksal der übrigen Städte, (^oinaAena (Tuln's), Otiuln (St .
Pollen's) und anderer. Aber noch härter traf das Schicksal der gänz-
lichen Zerstörung ^uvävium (Salzburg) , das noch früher von Heru-
lern, Schyren und Turzlingern überfallen worden war. — Die östliche-
ren Städte dai-nnnwm (Petronel) und Vin^okona (W i^n) waren
schon eine Beute der Rügen, und letzterer Ort, von Fava, dem neuen
Beherrscher, in Besitz genommen, blieb eine Zeit lang der Sitz rügi-
scher Anführer. Am jenseitigen Donau-Ufer, wo sich das vannische Reich
der Quaden auch ziemlich weit in Osterreich erstreckte, und auf einer
Seite Neäoslan'luin (Meissau) zur Gränzstadt hatte, waren der blu-
tigen Aufrritte nicht weniger, bis das wachsende Reich des neuen
Beherrschers sich auch hierher ausdehnte, und seine unwiderstehlichen Heere
die Avaren noch weit über Österreichs heutige Gränzen zurückwarfen.
Nun wurde das Land, wie andere Gebiethe des fränkischen Carl's, in
Gauen getheilt, Grafen in denselben eingeführt, und diesen Herzoge vor-
gesetzt, die anfangs in Bayern ihren Sitz hatten, und ihrer Aufsicht bis
nach dem Lande ob der Enns erstreckten. Aber Unteröstereich mußte
schon wegen der feindlichen Angriffe, denen es ausgesetzt war, seine eigenen
Markgrafen erhalten, welche nie der bayerischen Herzoge Gewalt erkann-
ten, sondern nur den Kaisern selbst Rechenschaft gaben. Doch selbst im
westlichen Theile Österreichs ob der Enns bestand die Abhängigkeit nur
noch so lange, als die Carolinger in ihrer Pfalz zu Regens bürg Hof
hielten, und bereits bevor ihr Geschlecht in Deutschland erlosch, hatten
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie