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Besitzer der Ordiniazie (Majorat) Zamosc, eine öffentliche Bil»
dungsanstalt in Zamosc zu begründen. Die Kriegsereignisse 1809
und die darauf gefolgte Territorialveränderung mit Zamosc musiten
eine andere Wahl herbeyführen; sie fiel auf Lemberg, als die Haupte
stadt des Königreichs Galizien. Seine mit vieljähriger Sorgfalt und
Aufopferung geschaffene Bibliothek sollte, nebst den Sammlungen an
Kupferstichen, Charten, Medaillen :c. nach seinem Tode dem öffentlichen
Gebrauch für alle Zeiten geweiht werden. In der Stiftungsurkunde
hat der großmüthige Stifter zu Erhaltung und Ausbildung der Anstalt
eine für seine mäßigen Vermögensumstände sehr beträchtliche jährliche
Rente von 7000 Gulden C.M. auf seinen Besitzungen in Galizien ver-
sichert, einen bedeutenden Beytrag zum Ankauf des schicklichen Locales
und zur ersten Bauführung gewidmet, und das Institut als erfahrener
Literaror mir zweckmäßigen Reglements versehen, von denen das wich-
tigste darin besteht, dass der Stifter eine zweyfache getrennte Curatel
und Leitung anordnete. Die literarische umfaßt die Erhaltung und Er-
weiterung der Bibliothek, die Wahl des Personals und alles jur Lite-
ratur und Kunst Gehörige; sie ward von einem andern Beschützer der
slavischen Literatur, dem Fürsten Heinrich Lubomirski , für sich
und seine Nachfolger in dem Majorat Przework ohne allem eigenen
Vortheil übernommen. Die ökonomische Curatel beschränkt sich auf die
Verwaltung derBibliotheksgüter und die Leistung der jährlichen Rente,
sie ist vom Stifter mehreren Familien nach einer bestimmten Reihefolge
zugedacht. Das Ganze der Anordnung stellte der Stifter unter die Auf-
sicht der Behörden und seiner galizischen Micstände; mehrere Begünsti-
gungen wurden bewilligt, und auf seine Bitte übernahm der Kaiser
Franz mit Wohlgefallen das Protectorat des Instituts. — Das Bey-
spiel fand bald eine rühmliche Nacheiferung; schon früher, 1807, hatte
eine polnische Dame, Marcel la Gräfinn Worcel l , dem Institute
eine großmüthige Unterstützung zugesichert, und dazu später 1824 das
Gut Rakoewiec in Galizien gewidmet; der Curator Fürst Hein-
rich Lubomirski erklärte edelmüthig, seine eigenen wissenschaftlichen
und Kunstsammlungen mit dem Institute vereinigen zu wollen, anderer
Beyträge nicht zu gedenken. Die galiz. Stände ehrten die Unterneh-
mung in einer geprägten Medaille mit dem Bildniß O.'s und der Auf-
schrift um einen Tempel: Musig pati-iis Libl. ?ub. I^eopoli I^unci.
k lv(^CX.VII . Später erschien ein gestochenes Bildniß mit der pol-
nischen Devise: Für die Anlegung der öffentlichen Bibliothek in Lem-
berg. Die Mitbürger 1820. — Der Stifter vermachte 20,512 Werke
in 31,254 Bänden, jetzt besteht die Sammlung aus 25,389 Werken
in 33,090 Bänden; hiermit sind verbunden: Eine Sammlung von 489
goldenen, 9,399 silbernen und 2,703 kupfernen Münzen, 3,400 Gypö-
abgüssen, eine ziemlich bedeutende Anzahl von Gemälden, Kupferstichen,
Handschriften, Conchylien und Erzen, von denen ein großer Theil gleicv-
falls vom Stifter herrührt. Es ward auch eine Druckerey, eine Litho-
graphie und eine öffentliche Lesebibliothek in Verbindung gebracht. —
Die eigenen literarischen Arbeiten O.s sind folgende: Nach kleinern Ar-
tikeln in der Warschauer Zeitschrift Aakaxv^ (Unterhaltung^) 1775—
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie