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palacky. — Palatin.
palacky, Franz, Historiograph der böhm. Landstände, Mit-
glied der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften, der königl. ungar.
gelehrt.Gesellschaft, der schles.Gesellschaft fürvaterländischeCultur, und des
oberlausitz. Gesellschaft für Wissenschaften, Redacteur der Zeitschriften der
böhm. National-Museums; als gelehrter kritischer Geschichtsforscher und
slavischer Literator ausgezeichnet, ist geboren den 14. Iuny 1793 zu
Hodslawitz inMiiahren, der Sohn des dortigen Schulrectors. Er er-
hielt seine wissenschaftliche Bildung größtentheils in Preßburg und
Wien. Schon in früher Jugend lernte er fast alle europäischen Sprachen,
um die vorzüglichsten Schriftsteller im Original lesen zu können, und be-
schäftigte sich später mit dem Studium der Philosoph. Systeme der Deut-
schen und Engländer, besonders der Ästhetik. Sein erster schriftstellerischer
Versuch waren die 13l3 mit P. I. Schaffar ik gemeinschaftlich her,
ausgegebenen Elemente der böhm. Dichtkunst, in böhm. Sprache. Von
seiner „Theorie des Schönen" erschienen seit 1321 einzelne Bücher und
Bruchstücke; und 1823 zuPrag seine „Allgemeine Geschichte der Ästhetik."
Der früh gefaßten Neigung zur böhm. Literatur und Geschichte folgend,
kam er im April 1823 nach Prag, um die Quellen derselben selbst studi-
ren zu können. Die Grafen v. Sternberg veranlaßten ihn seitdem,
dort zu bleiben, und sich ganz der böhm. Geschichte zu widmen. Er begann,
mit der Durchsuchung der ältesten böhm. Archive und Manuscripten-
Sammlungen, und dehnte seine Forschungen spater auch auf die böhm.
Handschriften in W ien , Munchenu. s. w. aus. Seit 1327 redigirr
er beyde Zeitschriften des böhm. Museums, die deutsche sowohl als die
böhmische. Auf Veranlassung der böhm. Gesellschaft der Wissenschaften
gab er 1329 den 3. Band der „scriptoi-es rerum Lokemicai-um" her-
aus. (S. Dobrowsky.) Die von derselben gekrönte Preisschrift:
„Würdigung der alten böhm. Geschichtsschreiber" veranlaßte, nach D o-
browSky's Tode, P.'s Aufnahme in die Gesellschaft. Auf dem Landtage
von 1829 wurde er von den böhm. Ständen zu ihrem Historiogravhen
erwählt. Seine ununterbrochenen Studien im Fache der älteren böhm.
Geschichte lassen noch die erfreulichsten Resultate erwarten. Der 1. Bd.
seiner böhm. Geschichte dürfte wohl bald im Drucke erscheinen.
Palat in. Die ungar. Palatinatswürde ist so alt, als das König-
reich selbst. Der Palatinus, Pfalz- oder Großgraf (ungar. I^ändoi- 1^
van), war anfangs ein bloßer Hofbeamter, dem der König nach Willkühr
seinen Hofdienst gab, und wieder nach Gefallen wegnahm, aber sehr
bald wurde demselben nach und nach ein so großer Antheil an der
Staatsverwaltung eingeräumt, besonders als noch das Erbrecht der
Könige in Ungarn nicht ganz außer Zweifel, das Wahlrecht der Stände
nicht feyerlich genug aufgegeben war, und dieses hohe Staatsamt, wel-
ches mit Zuthun der Stände seit 4 Jahrhunderten auf Lebenslang ver-
geben wird, manchen Königen der Vorzeit in seinem ausgedehnten Wir-
kungskreise zu bedenklich vorkam. Durch die Aufstellung der Hofkammer,
durch genauere Ordnung der Militärgränzen, durch Einführung der
stehenden Miliz 1715, durch die Gründung des königl. Statthalterey-
rathes, und Organisirung der 2 hohen Gerichtstafeln 1723, und auch des
General-Commandos, welches seit dem Tode des Palatins GrafenIoh.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie