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natürlichen Zusammenhang durch gut gewählte Übergänge-herstellte und
bey Vermeidung alles äußern Prunkes oder der auch im Gartenwesen
nicht ungewöhnlichen Coquetterle, nur ein harmonisches Ganzes,,ein
Bild in allen seinen Theilen w/)hl berechnet und zusammenhängend her-
zustellen strebte, uud nur allein im Bunde mit der Natur ihr Vered-
lungswerk vollbrachte; erotische Hölzer, worunter besonders ein paar
schöne, in seinerZeitseltene ^all^ui-ica ((^uingllo Kiloba) wurden durch
ihn verschrieben und mit großem Vorbedacht an die angemessensten Stel-
len gepflanzt, um auch botanisches Interesse in die Gartenanlagen hin-
einzulegen. — Dem englischen Elegiendichter Edua rd Ioung wurde
in einer edel und einfach angelegten Kirchenruine, umgeben von einem
schwermüthigen Fichtenhain, ein sinniges Denkmal gestellt. — Der
Ohstbqumzucht wandte P. eine besondere Neigung und Aufmerksamkeit
:u , und bereicherte seine und der Umgegend Gärten mit den edelsten
ObHsprteNv welche ihm durch den Verkehr mit den vorzüglichsten,deut^
lchen Pomologen zuTheilgeworden waren. Ebenso ließ er auch Weinreben
aus wärmeren Gegenden kommen, die er hier anpflanzte und damit den
einheimischen Weinbau verbesserte. Mit demselben Eifer war P.) auch
auf Verbesserung der Landwirthschaft bedacht, keine einzige Erfindung
der Ökonomie entging seinen Blicken, vorzüglich richtete er seine Auf«
merksamkeit auf die Landrlzirthschaftskund.e der Engländer, mit deren
neuen, ökonomisch-technischen Erfindungen er sich auf das genaueste be-
kaynf Mchje und manche zweckmäßige. dersMen.auf d,em zu seinem Auf«,
enthält gewählten Gute in Anwendung brachte, wie er denn überhaupt
ein leidenschaftlicher Verehrer englischer Kunst, und Wissenschaft war«
Auch besaß P. nebst einem Vorräth wohl dirigirten, logisch verarbeiteten
Wissens, schätzbare und sehr richtige Sprachkenntnisse; außer Deutsch,
Ungarisch, Slowakisch, Lateinisch, in welchen Sprachen er es zum Puris-
mus brachte, verstand er auch Französisch, Englisch und Italienisch aus
dem Grunde. Die hervorstechendsten Züge seines durchaus vortrefflichen
Charakters aber waren: Unbeschränkte Wißbegierde, unermüdete Thä-
tigkeit und rastloses, mit dem Scharfsinne seines tiefen Forschergeistes
genau verkundenes'Bemühen nach immer höherer Vollkommenheit, —
als Mensch zeichneten ihn Güte und Humanität gegen Jedermann, Ach-
tung und Hochschätzüng des Verdienstes, Muth und Entschlossenheit,^
Verachtung gegen alles fade und Staats-
beamten: Unparteylichkeit, Gewissenhaftigkeit, strenger Pflichteifer, Ernst
und Würde in seinem Benehmen, aus. Er starb auf seinem Gute
Atsa den 29.„Sept. 1811; die )lchtung aller Redlichgesinnten folgt«
ihm ins Grab. Übrigens hinterließ P. ungeachtet seiner großen literari-
schen Kenntnisse und Bildung, außer seinen ämtlichen Ausarbeitungen
kein einziges gedrucktes Werk. Wohl aber brachte er in seinen Mußestun-
den manche Frucht seilier Resserion zu Papier und es würde sich in seinem'
schriftlichen Nachlasse wohl Manches finden, was der Veröffentlichung
würdig wäre. Die von ihm angelegte Bibliothek war encyklopädisch um-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie