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330 Raab (oherösterr. Dorf).—Raab, Fr. Ant. Ritter v.
Domkirche mit ihrem prächtigen Chor und Marmoraltären, und die ehe-
mahlige Iesuitenkirche), die griechisch-nichtunirte Kirche, das evangeli-
sche Bethhaus, die bischöfliche Residenz, das Comitatshaus, das Rath-
haus, das große Benedictinerkloster u. s. w. aus. Sonst hat R. noch
eine königl. Akademie mit juridischen und philosophischen Studien, ein
bischö'fl. Seminar und Priesterhaus, nebst theologischer Lehranstalt, ein
Archigymnasium, ein lutherisches Gymnasium, eine Erziehungsanstalt
für adelige Fräulein bey den Ursulinernonnen, ein Theater, Zeughaus,
2 große Armenhäuser, 2 Casernen, eine bedeutende Effigsiederey und
besuchte Jahrmärkte. Die Festungswerke wurdenunterKaiserI ose pHII.
geschleift. Am 14. Iuny 1809 fiel hier zwischen der ungarischen In-
surrection und den Franzosen ein für erstere unglückliches Treffen vor.
Raab, oberösterr. Dorf im Innlreise, hat 144 Einw., ein
Schloß, Gesundbrunnen, Mergelgruben, eine Glashütte und treibt
Bierhandel.
Raab, Franz Ant. Ritter v . , k. k. Hofrath und geheimer
Hof- und Staatsreferendar, war 1722 in K lagenfur t geboren,
erwarb nach vollendeten Studien das Doctordiplom der Rechte und
übte sodann in Gra'tz eine einträgliche Advocatie aus, deren Vortheile
er aber 1750 aufgab, um einem ehrenvollen Rufe folgend, bey der
dortigen Regierung in Staatsdienste zu treten. Die Kaiserinn Maria
T. heresia war auch auf R.'s Talente aufmerksam geworden, und hatte
ihm inTrie st, in der Sorgfalt für das Emporkommen des dortigen Frey-
hafens, einen größern Wirkungskreis angewiesen, indem sie ihn, der
kaum30Iahrezählte, zum Intendanzrathe ernannte. Allen Erwartungen
völlig entsprechend, ward er nach 13 Jahren zum Hofrath bey der in
Wien errichteten Commerzcommifsion ernannt. Bis 1775 war R. mit
den mannigfaltigsten Arbeiten beschäftigt, welche die Monarchinn angeord-
net hatte, um die Wunden anstrengender Kriege zu heilen, und durch
Belebung der Production und Industrie neuen Wohlstand zu erschaffen.
R.'s schöpferischer Geist verstand es im hohen Grade, richtige Theorien zur
Ausführung zu bringen. So hatte erdieIdeezurVerbesserung der Schaf-
zucht durch spanische Heerden, zu einer Wollenzeug-Fabrik, zum Sei-
denbau, zur Anpflanzung von Krapp, Saflor (erwirb noch in der Oe-
gend von St . Pol ten stark gebaut), und andern Farbkräutern, zur
Emporbringung der Bienenzucht durch Gestattung des Wanderns, durch
Mauthbefreyung und Aufhebung des Bienenzehents, zur Vertheilung
der Hutweiden, zur Urbarmachung oder Ländereyen angeregt und ins
Leben geführt. Der Ort Theresienfeld auf der öden Wiener-Neu-
stadter Haide (eine zweckmäßige Ansiedelung verdienter Officiere auf
Staatskosten) erstand unter seiner unmittelbaren Leitung. Die Wollen-
zeug-Fabrik, später nach Linz versetzt, begründete sich in dem damahls
kais. Schlosse zu Meid l ing, demheutigen Theresienbade, wo zugleich
eine Musterschule für den Seidenbau uyd für die Cultur der Farbkräuter
errichtet wurden. Doch den Glanzpunct des Wirkens fand der nun zum
geheimen Referenten, und Director der Domainen in Böhmen ernannte,
durch reiche Erfahrungen ausgebildete, in vollerKraft stehende Geschäfts-
mann in der durch die Steuer-Reformen und die Aufhebung der Leib-
eigenschaft nöthig gewordenen Umbildung des Verhältnisses der Unter-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie