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Rcichstadt (böhm. Stadt.) 367
der Septemviraltafel und an seinen Stuhl (3«ä^8 i'avernlcllliZ) wird
von jenen ko'nigl. Freystädten, welche unter seiner Gerichtsbarkeit stehen,
appellirt. Die genannten 4 ersten Reichsbarone nehmen in ihren eminen<
len Würoen an der öffentlichen Staatsverwaltung großen Antheil.
Reichsbaronate sind 2) die Erzhofamter. Diese sind zum Andenken iyrer
ersten Bestimmung heut zu Tage großtentheils nur Ehrenämter; sie ver-
richten nähmlich gewisse Hofdienste bey Krönungen und großen Hoffesten.
In den Schlüssen der Reichsabschiede, und in feyerlichen Urkunden,
z. B. in Adelsbriefen, werden diese Reichsbarone jedesmahl nahmentlich
angeführt; auf dem Landtag sitzen sie vor allen Obergespanen, Grafen
und Freyherren, und nach einem alten Gesetze galt ihr Eidschwur vor
Gerichte ehedem so viel als der Eid von 10 andern Edelleuten. Bey
Krönungen trägt der Erzmundschenk den Säbel des h. Stephan dem
neuen König vor; der Erzhofmarschall aber (dem sonst noch auf Reichs-
tagen die Sorge für gute Quartiere und gutePolizey überhaupt obliegt)
pflegt mit einem andern gezückten Schwerte dem König bey jeder feyer<
lichen Erscheinung an der Seite zu seyn. Der Erzhofthürhüther sorgt
für gute Ordnung in den Versammlungen der Reichsstände, und sam-
melt, wenn es nöthig ist, die einzelnen Stimmen ein. Der Erzhof-
kämmerer und der ErzHofmeister pflegen bey der Salbung des neuen Kö-
nigs, und beym Anlegen des St. Stephansmantels beschäftigt zu seyn.
Zu den Reichsbaronen gehören noch der Erzhofmarschall, l er Erzhof«
truchseß und der Capitän der ungar. Leibgarde. Die Rangordnung unter
den ersten 4 Reichsbaronen ist unveränderlich die angeführte; die übrigen
Reichsbarone folgen einander nach dem Amtsalter. In Ungarn ist übri.
gens kein einziges Reichsbaronat oder Erzamt erblich; alle vergibt der
König; nur der Palatin wird aus 4 Candidaten, welche der König
ernennt, von den Ständen gewählt.
Reichstadt, böhm. Stadt und Hauptort der Herrschaft gl. N.
im Punzlauer Kreise, mit 240 Haus. und 1,9(10 Einw., wo eine der
ansehnlichsten Zitz- und Kattunfabriken Böhmens und eineWachsleinwand-
Manufactur besteht. Kaiser Franz I. ertheilte von dieser Herrschaft
durch Patent vom22.Iuly 1818 seinem Enkel, dem Prinzen FranzIos.
Carl, (s. d.) Sohn der Erzherzoginn Mar ia Louise,Herzoginn von
Parma, den Titel eines Herzogs von Reichstadt. Das Herzogthum
besteht aus den sämmtlichen in Böhmen befindlichen toscanischen Herr-
schaften und zählt 11 Herrschaften nebst 13 Gütern mir einem Ertrag
von jährlichen 400,000 Gulden. — Von Anna Magdalena,
Tochter des Grafen Wi lhe lm v. Lobkowitz (die als Witwe des Gra<
fen Zdenko v. Ko lowrat , den Herzog Ju l ius Heinrich v.
Sachsen-Lauenburg geheyrathet hatte) waren diese Besitzungen,
1663 an deren Sohn Ju l i us Franz, letzten Herzog von Sachsen-
Laue nburg gekommen, der bis an seinen Tod 1689 zu R. wohnte.
Seine beyden Töchter theilten sich in die böhm. Herrschaften. Die ältere,
Anna Mar ia (in zweyter Ehe seit 1697 vermählt mit I oh . Gasto,
letztem Großherzog von Toscana aus dem Hause Medicis) erhielt
die das jetzige Herzogrhum R. bildenden BesitzUl.gen. Sie hinterließ
solche ihrer, in erster Ehe mit dem Pfalzgrafen Ph i l ipp Wi lhe lm
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie