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424 R o t t e n h a m m e r.
schen Commerz, und Finanzoperationen ausübt, läßt sich leicht durch
die von den Mitgliedern desselben streng befolgten Grundsatze erklären.
Erstens betreiben die 5 Brüder R. Anselm (zu Frankfur t a. M.),
Sa lomon (zu W i e n und Be r l i n ) , Na than (zu London),
Car l (zu Neapel) und Jacob (zu P tl^is) ihre sämmtlichen Ge-
schäfte in ununterbrochener Gemeinschaft. Seit dem Tode ihres Vaters
Mayer Anselm R., dem Gründer des Hauses, wird jeder Antrag der
Gegenstand ihrer gemeinsamen Berathungen. Obgleich seit mehreren
Jahren ihre Wohnsitze weit von einander entfernt sind, so konnte doch
dieser Umstand ihr reges Einverständniß nie stören, vielmehr stiftete er
den Vortheil, daß sie, von der Lage der Dinge au^jedem Hauptplatze
vollkommen unterrichtet, um so sicherer und zweckmäßiger zu wirken im
Stande waren. Der zweyte Grundsatz ist, bey keiner Operation nach
übertriebenem Gewinn zu trachten, jeder ihrer Unternehmungen be-
stimmte Schranken anzuweisen, und sich, so viel es menschliche Vorsicht
und Klugheit vermag, vom Spiele der Zufälle unabhängig zu machen.
Die Verdienste der Mitglieder dieses Hauses (der Fug g er neuerer Zeit)
wurden, wie von andern Höfen) so auch von Osterreich gebührend an-
erkannt. So verlieh ihnen der Kaiser Franz 1315 den erbl. Adelstand
und 1822 den österr. Freyherrnstand. 1320 wurde der in London
etablirte Na th a n R. zum k. k. Consul und 1322 zum Generalconsul
daselbst, dasselbe Jahr der dem Pariser Hause vorstehende Jacob R.
zum k. k. Generalconsul daselbst ernannt. Sa lomon , Freyh. v. R.
halt sich zum Betriebe der Geschäfte des Hauses abwechselnd in Ber«
l in und Wien , doch größtentheils in letzterer Stadt auf, wo er all-
gemeine Achtung, besonders durch seine Wohlthätigkeit genießt.
Rottenhammer, I o h . , k. k. Hofmaler zu Prag an Kaiser
Rud olp h's 1l. Hofe, war 1564 zn Münch en geboren. Nachdem er
daselbst unter dem churfürstl. Hofmaler D onauer (Thonauer) stu-
dirt hatte, begab er sich nach Italien, eignete sich in Venedig Tin-
roretto's (Jacob Robusti) Manier auf das glücklichste an, reiste
dann nach Prag, wo er Mehreres für den kunstliebenden Kaiser Ru^
dolph I I . malte, der ihn auch zum Hofmaler ernannte. Um 1602 ging
er nach Augsburg, wo er sich häuslich niederließ, und 1603 in ziem-
lich dürftigen Umständen starb, von welchen keine zureichende Ursache be-
kannt ist, da er während seinem Leben stets mit Bestellungen überhäuft
und gut bezahlt wurde. Unter seinen Arbeiten zeichnet sich besonders ein
Gemälde, das Gastmahl der Götter mit vielen Figuren vorstellend, wel-
ches er für Kaiser Rudolph verfertigte, und das jetzt die Dresde-
ner Gallerie besitzt, durch frisches lebendiges Colorit und fleißige Aus-
führung, so wie auch ein Tanz der Nymphen, welchen er für den Her-
zog Ferdinand von Mantua malte, und ein Gemälde von allen
Heiligen, welches sich zu Augsburg befindet, vorzüglich aus. Die k. k.
Gemaldegallerie im Pelvedere zu W i e n besitzt ebenfalls 6 Stücke
dieses Künstlers, worin die Manieren der niederländischen, mit jenen
der venetianischen Schule mit vielem Geschick vereinigt sind. Übrigens
wurde er bey den Landschaften zu seinen Gemälden oft von den berühm-
ten Künstlern I o h . B r e u g h e l u n d P a u l B r i l l unterstützt.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie