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Rudolph I., röm.«deutscher Raiser. 433
Schwyz und Unterwald en, zum Hauptmann und Schirmherrn
gewählt, versöhnte sich mit seinen Verwandten, den Grafen von Habs-
burg-Lau ter nbu rg und Kybu rg , und suchte nun wegen dem Bi-
schof vonStraßb urg gegen diese Stadt geleisteten Diensten diesen zur
Verzichtleistung auf die K yburg'schen Güter zu gewinnen. Doch der
Abt von S t . Ga l len rieth, weil er selbst auf einen Theil derselben
Anspruch machte, dem Bischof hiervon ab, und R. wendere sich nun auf
die Seite der Straßburger, die ihn zu ihrem Feldhauptmann wählten.
Als solcher stürmte er Müh lhausen , nahmColmar, und schlug
den Bischof 1262 in offener Feldschlacht, der aus Ärger darüber starb.
Erst 1266 ward Friede mit dessen Nachfolger geschloffen, und der
Bischof gab die Verschreibung der Grafschaft Kyburg , die nun, weil
die jungen Grafen von Kyburg unterdessen gestorben waren, an R.
siel, heraus. Schon 1264 hatte Zürich ebenfalls R. zum Hauptmann
berufen. Conrad in voll Schwaben wollte diese Stadt zum Herzog-
thum Schwaben ziehen, und auch Graf Lutold von Regensburg
bekriegte sie, um sie zu unterwerfen. R. befehdete ihn und zwang ihn
zum Frieden. Dem Abt von S t . Ga l len weigerte er, Güter von ihm
in Lehen zu nehmen, und gerieth deßhalb mit iym in Streit; doch a!s
die Stadt Basel die Sterner, zu denen R. gehörte, auf Antrieb der
Psitticher, wegen an Frauen verübten Ubermuthes, vertrieben hatte,
versöhnte er sich mit dem Abt und beyde bekriegten nun gemeinschaftlich
die Stadt und den Bischof von B asel. Ein dreyjahriger Waffenstillstand
ward jedoch geschlossen, nach dessen Ablauf R. Basel eben belagerte,
als der Burggraf von N ü r n b e r g , Friedrich von Hohe nzol-
lern, in dem Lager erschien, ihm seine am 29. Sept. 1273 zu Frank-
furt erfolgte Wahl zum römischen König zu verkünden. Die Wahl
hatte der Erzbischof von M a i n z , Werner von Eppenstein, der>
als er, se;n Pallium zu holen, nach Rom zog, und ihn R. über die
Alpen geleitete, diesen als tüchtigen Fürsten kennen gelernt hatte, und
in dieser Meinung von seinem Caplun, dem einst R. in der Schweiz,
um mir der Hostie über einen angeschwollenen Gießbach zu setzen, sein
eigenes Pferd geliehen hatte, bestärkt worden war, und der Burggraf
von Nürnberg geleitet, und die Stimmen der Fürsten in dem vom
Grafen Meinhard vonTyrol vorgeschlagenen R. vereint. Manche mochte
die für einen Kaiser geringe Macht R.'s, die den Fürsten Ausübung
der Willkühr hoffen ließ. Andere die Hoffnung, eine der Töchter R.'s
zur Gemahlinn zu erhalten, bewogen haben, der Wahl beyzustimmen.
Nur Ot tokar , König von Böhmen, stimmte nicht, weil man ihn
als Nichtdeutschen nicht zuließ. Als die Stadt Basel die Wahl R.'s
vernahm, öffnete sie ihm und den Stürmern die Thore, und erschro-
cken rief der Bischof aus: „Lieber Gott, sitz' fest auf deinem Throne,
sonst erklimmt ihn Rudolph auch noch!" Schon am 23. Oct. 1273
wurde R. zu Aachen gekrönt, und belohnte nun die, welche seine Wahl
gefördert, dadurch, daß er drey seiner Töchter dem Pfalzgrafen, dem
Herzog von Sachsen und dem Markgrafen von Brandenburg zu Ge-
mahlinnen gab, und ihnen Lehen ertheilte und bestätigte. R. hielt nun
1274 seinen ersten Reichstag zu Nürnbe rg, und verkündete dort einen
0esteer.Nat.Encykl.Vd.lV.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie