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434 Rudolph I., röln.-deutscher Raiser.
allgemeinen Landfrieden. Die Bestätigung vom Papst Oregor X.
suchte und erhielt er bald darauf, trotz der Einreden seines Gegenkaisers,
Alphons von Castilien, und Ottokar's von Böhmen, der die Wahl,
weil er nicht mitgewählt hatte, für ungültig erklärte. Doch mußten
R.'s Gesandte alles das zu halten versprechen, was Ot to IV. und
Friedrich I I . dem Papst bereits versprochen hatten, so wie das päpst-
liche Gebieth noch durch Corsika und Sardinien zu mehren, den König
Car l von Neapel in unangefochtenem Besitz zu'lassen, sich persönlich
inRom vomP.ipst krönen zu lassen, und einen Kreuzzug nachI e ru sa-
lem zu unternehmen zusagen. In einer persönlichen Zusammenkunft mit
Gregor X. wiederholte R. letzteres Versprechen. Noch immer weigerte
sich Ot to kar, R. anzuerkennen, behandelte ihn noch immer alsXVra-
fen von H a bs b u r g , weigerte sich, wie das Concil verordnet hatte,
Zehnten zu zahlen, und das Kreuz predigen zu lassen, und beschickte
erst auf die dritteMahnung den Reichstag zu Augsburg durch den Bi-
schof Heinr ich von Seckau. Dieser sprach dort in der Reichsver-
sammlung lateinisch von dem Ungültigsvyn der Wahl, da Wähler und
Gewählter damahls in Bann gewesen waren, wovon jedoch G r eg o rX.
selbst nichts wissen wollte, ward aber hierin von R., der ihm befahl,
nicht in lateinischer, fondern in deutscher Sprache zu sprechen, unter-
brochen^ und kaum durch den Kaiser vor dem Zorn der erbitterten Für-
sien gerettet. Es.handelte sich aber nicht bloß um die Anerkennung R.'s
durch Böhmen, sondern hauptsächlich um den Besitz Österreichs, Kärn-
thens undKrains, dieOt t o kar ausderB ab enberg'schen Erbschaft sich
zugeeignet hatte, und die R. für das Reich in Anspruch nahm. Gleiches
fand tmcTheilen desH o
die der Herzog Heinr ich von Bayern und 15 schwäbische Grafen,
u. a. von Freyburg, Baden und Würtemberg sich zugeeignet hatten. Doch
R. schränkte die schwäbischen Grafen ein, und bewog sie, dieHabsburg-
sche Erdschaft einstweilen unentschieden zu lassen, dann verlobte er
seine Tochter Clement ia dem König von Ungarn, Wlad is law,
und feuerte diesen noch um so mehr an, ihm g<>gen Böhmen dem alten
Feinde, beyzustehen, bewog auch Meinhard von Tyrol, dessen Tochter
er seinem Sohne, Albre ch t verlobte, in Kärnthen und Krain einzu-
fallen , ließ den Bann über Ot tokar durch den Erzbifchof von Sa l z-
burg aussprechen, und entboth alle deutschen Fürsten, mit ihm gegen
Böhmen zu ziehen. Erschreckt siel Heinrich von Bayern von seinem
Bündniß mit Ot to kar ab, und verband sich gegen das Versprechen,
daß sein Sohn O t t o , N.'s Tochter, Catbar ina vermählt werden,
und Oberösterreich als Brautschak erhalten sollte, mit Mannschaft und
Schätzen mit R. Dieser fiel nun 1276 in Osterreich ein, und rückte vor
Wien. Dort stand Otto kar mit 20,000 Mann jenseits der Donau,
N. schlug eine Schiffbrücke, und rüstete sich zum Übergange. Ot to kar
fand es aber für gerathener, Frieden zu schließen. (5r gab Osterreich/
Steyermark, Krain, die windische Mark, Eger und Portenau her-
aus, wurde dagegen prächtig geschmückt, von dem absichtlich im einfa-
chen Nock gekleideten R. zu Wien , wo dieser seine Residenz nahm, mit
Böhmen und Mähren belehnt, und eine Doppelheprath zwischen einer
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie