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dine, dabey auch mit seinem Freunde Pet te r (s. d.) in der Gallerie
copirre, Anatomie studirte und durch Anschauung und Studium großer
Meisterwerke sich vollends ausbildete. Auch nahm R. bey Joseph Ernst
Mansfe id Unterricht in der Ätzkunst und brachte über 4l) Compositio,
nen selbst in Kupfer. 1304 reiste R. mit dem Freyh. v. Lütgendor f
nach München und copirte viele Gemälde in der dortigen Gallerie.
Auf der Rückreise litt er Schissbruch auf der Donau und suchte nur.
Alles andere vergessend, sein Portefeuille zu retten, welches ihm auch
gelang, indem er es mit beyden Armen hoch über dem Wasser emporhielt.
Trotz dem Drucke der Zeitoerhaltnisse in den Kriegsjahren 1305—9 fand
R.'s reges Streben doch verdiente Anerkennung. Zwey gelungen aus-
geführte historische Gemälde verschafften ihm, so wie seinem Freunde P e t-
ter, Pc'nsionärsstellen der Akademie; überdieß gewannen sie die Gunst
des kunstsinnigen Erzherzogs J o h a n n , durch dessen hochherzige Anlei-
tung und Begünstigung sich schon damahls eine vaterländisch-historische
Malerschule zu bilden begann. Während der französ. Occupation wurde
N. durch den Gouverneur von W i e n , General Andreossy viel be-
schäftigt und erhielt auch selbst, trotz seines unverholenen Patriotis-
mus von Denon , Beweise ausgezeichneter Achtung. 1810 wurde R.
vom Erzherzog Johann als Maler angestellt, für welchen er sofort so-
wohl in seinem Atelier, als auch auf mehreren Alpenreisen unausgesetzt
arbeitete und viele Landschaften, Trachten und Volksfeste, dann zahlrei-
che Compositionen aus der Geschichte desHab s'b u r g'schen Hauses lieferte.
1308 wurde R. als erster Custos im Belvedere angestellt/ welche Stelle
er noch immer mit Auszeichnung bekleidet. Seine Leistungen sind sehr
zahlreich und lobenswerth, obschon einige derselben dem Vorwurfe der
Manier, so wie oft einer ängstlichen Behandlung des Costumeb und an-
deren Nebenwerkes kaum entgehen möchten. Die wichtigsten seiner Werke
sind: T i res ias , Alkmenen die Schicksale ihres in der Wiege schon
Schlangen erwürgenden Sohnes Herkules verkündend. — H?kube,
welche an der thrakischen Meeresküste zwischen den Leichen ihrer Tochter
und ihres Sohnes den Untergang ihres Hauses und Reiches betrauert.
— Ganze Reihenfolgen aus den Legenden von Heiligen, besonders öster-
reichischer; viele Darstellungen aus Hormayr 's Geschichte von W ien ;
Scenen aus dem Leben Rudo lph 's v. Habsburg und Max im i -
lian's. — Die ganze Geschichte des Hauses Habsbu rg vonRudolph
bis auf M a r i a There sia. — Die berühmte Situation aus dem Le-
ben dieser großen Monarchinn, wie sie in der ungar. Neichsversammlung
mit ihrem Säugling J o s e p h erscheint. — Eine Reihe von Sce-
nen aus der Geschichte Tyrols, mit Skizzen aus der Geschichte der Ba-
benberger u. m. a. , Seine talentvollen Kinder Leander und Cle-
mentine R. weihten sich mit vielem Erfolge der Kunst. Ersterer
unternahm 1333 in Prokesch's Gesellschaft eine Reise nach Ägypten,
von welchem Lande er interessante Darstellungen mitbrachte; Letztere lie-
ferte bereits viele recht gelungene Zeichnungen von religiösen Gegenstän-
den , welche meistens von geschickten Künstlern in Kupfer gestochen
wurden.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie