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S a p h i r . ^
l i n nieder. Zuerst gab er seine „Berliner Schnellpost" heraus.
Nicht bald hat ein Blatt sich solcher Llebe des Publicums erfreut, von
Hoch und Niedrig, von Jung und Alt; überall ward es gelesen, und
mit wahrer Gier verschlungen. Der Erfolg war so glanzend, daß er zu
gleicher Zeit noch, um den Wünschen des Publicums und dessen Lese-
wuth, so viel als möglich zu entsprechen, die Herausgabe des „Berliner
Couriers" unternahm. Fand schon die Schnellpost eine so ungetheilte
Theilnahme, so ward der Courier mit wahrem Enthusiasmus aufge-
nommen. Alle andern belletristischen Blätter wurden verdrangt, wenn
sie ihr Daseyn nicht durch eine Polemik mit den S.'schen fristeten. Dieß
machte ihm die ganze Schar der talentlosen Schriftsteller zu Feinden.
13 Schriftsteller /worunter Fouqup , S r. F o r. st« r, G u b iH,
H är i ng, verbanden sich> und schütteten ihren Geist zusammen in ein
Büchlein voller Malicen: „Saphir in Berlin!" Dagegen ließ S.
eine Broschüre erscheinen: „Der getödtete und dennoch lebende M. G.
Saphir/5 In 3 Tagen waren 3 starke Aussagen vergriffen, und am 8.
erschien die 4. Wohin man trat, überall hörte man die Frage: „Haben
Sieden todten S. gelesen?" — <B. war mit allen Waffen, die in einem
ehrlichen Schriftkampf erlaubt sind, zu Felde gezogen, und sein brillan-
ter Witz, sein feiner Scharfsinn, die bittere Satyre, die unbegränzte
Ironie, sie hatten den Sieg keinen Augenblick unentschieden gelassen.—
Aufier den hier angeführten Bestrebungen war S. in Ber l i n noch
vielfach anderseitig thätig. Ergab bey Kosmar einen Theater-Almanach
heraus, arbeitete an mehreren Zeitschriften mit, z. B. an dem Mor-
genblatt, der Hebe, den Originalien :c., und gründete eine literarische
Gesellschaft, junge Talente anregend und um sich versammelnd, derer
den Nahmen der Samstags? Gesellschaft gab, damit man nicht glauben
solle, sie wäre der Montag zu Ehren gegründet, denn gegen die ab-
göttische Verehrer dieser Sängerinn kämpfte er lebhaft. 1329 kam der
Buchhändler Franckh aus S tu t tga r t nach B e r l i n , um ^. für
fein Etablissement in München zu engagiren. S . , angezogen von dem
Kunstrufe Münchens, und durch die Regsamkeit seines Geistes leichf
der Veränderung geneigt, folgte den Anerbiethungen Fr an ck h's, und
kam Ende 1329 nach München. Allein derPuchhändler Franckh hielt
nicht lange Stich, seine Unternehmungen zerfielen, und S. sah sich gec
nöthigt mit der Redaction seines „Bazars" auch dessen Verlag zu überneh-
men. Es ist bekannt, wie beliebt das Blatt nicht nur in München,
sondern auch in Ber l in und ganz Norddeutschland war. Im Winter
1332 hielt er humoristische Vorlesungen im Museumssaal, die sich des
Beyfalls eines glänzenden Publicums erfreuten. Trotz dieser schmeichel-
haften allgemeinen Anerkennung zog er sich durch unaufhörliche, heftige
Angriffe gegen die Thäter-Intendanz die Ungnade des Königs, und
1832 endlich durch seine Halsstarrigkeit seine Verbannung aus M ün«
chen und Bayern zu. Er ging nach Par is , und auch hier, wo in
dem Meer das Einzelne so leicht untergeht oder unbemerkt fortlebt,
machte er Aufsehen, theils durch kleinere Aufsätze, theils durch seine
Vorlesungen im Salon Bossange. Nahmentlich letztere erregten Sen-
sation, und die Pariser Blätter überbothen sich in unendlichen Lobes-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie