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5ttl Schafwollspinnereyund^andelmitSchafwollgesp.
Landtuche gebraucht, das beyden Geschlechtern zur Bekleidung dient. -—
InDalmatien wird ebenfalls, jedoch nicht in großer Quantität, Schaf-
wolle erzeugt, seit kurzer Zeit ist durch Einführung spanischer Schafe
etwas zur Veredlung geschehen. Att der Spitze der Schafwollhändler
stehen dieRitterv. Liebenberg (s.d.). Ihr Geschäft ist über alle Vor-
stellung bedeutend; es geht in der That in das Riesenhafte.
Schafwollspinnerey und Handel mit Schafwollgespinn-
sten. Die Handspinnerey beschäftigt im österr. Kaiserstaate noch eine
bedeutende Anzahl von Menschen, welche theils zum eigenen Gebrauche,
theils für Tuch- und Wollenzeugfabriken oder für Innungen die inländi-
sche Schafwolle verspinnen, ungeachtet auch dieser Erwerbszweig in der
neueren Zeit viel gelitten hat. In B öh m en, wo man sonst gegen
70,000 Wollspinner zahlte, waren kürzlich nur noch 40,000 vor-
handen, die größtentheils mittlere und gröbere Gespinnste verfertigen. -^
Auch in Mähren, Schlesien und Österreich o bd er Enns wird
viel und gutes Wollengarn mit derHand gesponnen, und in den übrigen
Provinzen ist die Wollspinnerey gleichfalls nichr unbekannt und macht in
vielen Haushaltungen eine-fieißig betriebene Winrerbeschäftigung aus,
die freylich nicht immer lohnend genug ist. Unter die größten Etablisse-
ments, welche viele Handspinner beschäftigen, gehört die Linz er k. k.
Wollenzeug-, Tuch- und Teppichfabrik (s.d.)> indem sie in den be-
nachbarten Kreisen des Landes ob der Enns und Böhmens nahe an
10,000 Wollspinner mit Wolle versorgt und im Pilsener, Klattauer,
Chrudimer, Königgrätzer und Berauner Kreise ihre eigenen Factoren
hak. — In Tyrol ist das Spinnen der Schafwolle in mehreren Tha-
lern für die arme Volksclasse eine Verdienstquelle und es werden aus die-
sem Gespinnste sogenannte Loden oder Mantelzeuge verfertigt. — Im
Venetianischen,womanmdenProvinzenPadua undVicenza die
besten Gespinnste erzeugt, inSteyermark, I l l yrien u.s.w. wird überall
theils feinere, theils g/öbere Schafwolle versponnen. — In Ungarn,
Siebenbürgen und in der Mil i targranze ist die Schafwollspin-
nerey, wiewohl meist nur zum eigenen Gebrauche, ziemlich allgemein,
und in vielen Gegenden ist der Landmann zugleich Schafzüchter, Spin-
ner und Weber. Daß diese Hausspinnerey nicht ganz ohne Belang ist,
läßt sich daraus ersehen, daß bloß z.B. im walach. - illyr. Gränz-Re-
gimente 140—150,000' Pfund , in der slavon.-syrm. Gränze bey
300,000 Pfund Schafwolle des Jahres in Gespinnste verwandelt wer-
den, wobey noch zu bemerken ist, daß von diesen Quantitäten sehr we-
nig auf Abfälle zu schlagen ist, indem man hier nicht die Wolle so viel-
fältigen Vorarbeiten unterwirft, welche man bey der Verarbeitung der-
selben zu Handelsgut vornimmt. — Ungeachtet man es in der Handspin-
nerey auch bey uns sehr weit gebracht hat und aus Handgespinnsten die
feinsten Tücher und Zeuge zu liefern im Stande ist, so leistet die Maschinen-
spinnerey doch ungleich mehr, da sie nicht nur sehr feme, sondern auch glei-
chere und wohlfeilere Garne in kürzerer Zeit gibt. Diese seither in Ita-
lien gemachte Erfindung ist schon seit längerer Zeit in mehreren Pro-
vinzen des österr. Kaiserstaates zur Ausführung gekommen und in
mehreren Tuchmanufacturen sind große Spinnmaschinen im Gange,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie