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600 S ch r o l l.
ckungen vom Ursprünge der Landeshoheit überhaupt, und votwcklr-
sprunge derselben in Osterreich insbesondere, jede mit einer überaus
schatzbaren Sammlung noch unbekannter Urkunden. Endlich beschloß
er, 1766, mit der ausführlichsten und trefflichsten aus allen: Von der
Erbsolgeordnung, Minderjährigkeit und Vormundschaft in dem verei-
nigten Erzhäuse Habsburg-Lothrittgen. Ohne Nahmen und oft'mit
fremdem Druckorte schrieb er wider den heftigen Pü t t er seine Anmer-
kungen über die damahlige Reichskammergerichts-Visitation, llnd das
reichsoberhauptliche Ratificationsrecht bey Schlüssen reichöständischerVer,
sammlungen, dann: Vom Sitz- und Stimmrechte der Chur und Krone
Böhmens auf den Reichstagen. Er wurde 1769 Rath mit einem Ge-
halte von 3,000 Gulden, 1774 aber wirklicher Hofrath, erblandischer
Ritter, Director und Präses der juridischen Facultat atb der hohen
Schule zu Wien. So sehr glühte er für die Erleichtirnng^ep BeM-
hungen wißbegieriger Jünglinge, daß die hergebrachten 4 ftpengen Prü-
fungen zur Erlangung der juridischen Doctorwürde auf 3 vermindert
wurden, daß er selbst eine Anweisung zum gründlichen Studium der
Rechte für Lehrer sowohl als für Lerltende niederschrieb und unentgeld-
lich, aus freyem Antriebe, öffentliche Vorlesungen über das ö'sterr.
Staatsrecht-chielt. Dann weihte er alle seine Kräfte dem überaus gelehr-
ten Versuch einer ö'sterr. Staatsgeschichte vom Ursprünge der Markgraf-
schaft bis zu deren Erhöhung in ein Herzogthum, dem er eine vollstän-
dige Erläuterung des berühmten Friedericia^ischen Privilegiums 1156
und des Gebrauches des Schwaben- und Sachsenspiegels vor dem römi-
schen Rechte, besonders in Lehenssachen als Anhang mitgab. Seine Be-
mühungen um die eigentlicheHistorie endigte und krönte: Die Geschichte
Österreichs (1799), in Wien in zwanglosen Heften herausgegeben, da-
mit sie leichter verbreitet und lieber gelesen' würde/aber er vollendete
diese Wochenschrift, die überaus reich an neuen Entdeckungen^ voll Eru-
dition und historischer Kritik ist, nur bis zum 6. Zeitraume, bis auf
Herzog Leopold den Glorreichen. Nach seinem Tode wurde sie
von dem Plansten Adr ian Rauch bis zur Erlöschung des Hauses
Babenberg, und durch die Zeit des Zroßen Interregnums bis zur
Besitzergreifung der Habsburger mit Albrecht, Rudolph'sl, Sohn,
fortgesetzt. Anonym schrieb er ferner über die Trennung der Reichskam?
mergenchts-Visitation, gegen die bayerischen Mauthordnungen, die in
den Reichstagsgesandten zu Regensburg ihre heftigsten Widersacher
gefunden haben; dann die vortrefflichen österr. Streitschriften zur Zeit
des bayer. Erbfolgekrieges 1778. Er hinterließ ein einziges vollendetes
Werk im Manuscripte: Über die deutschen Pfalzgrafen, 1784 von D i«
schendorf herausgegeben. S. starb zu Wien den 3. Iuny 1780.
Schrott, Casp, Melch. Balthasar, wurde den 6. Jan. 1756
zuKirchberg, einem Dorfe in dem damahls zu Sa lzburg gehö-
renden Brixenthale, geboren; besuchte die heimathliche Dorfschule, kam
hierauf nach Kitzbühel, dann als Singknabe in das Chorherrenstift
zuSt . Zeno bey Reich en ha l l , wo er den Vorunterricht zum Ein-
tritts in die Gymnasialclaffen erhielt, die er in H a l l , und nach Auf-
hebung derIesuiten, in Salzburg besuchte, wo er auch die philosophi-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie