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Schwarzenberg, Carl Fürst v.
lich an der Ferse verfolgt durch Mura t, der, wie er sich laut gerühmt,
um jeden Preis den Parisern das Schauspiel eines gefangenen Erzher-
zogs geben wollte. Auf der ganzen langen Strecke mußten 1800 Mann,
unaufhörlich den Andrang einer mehr als vierfachen Übermacht die Stirne
biethen. Das Capitel erkannte S. das Commandeurkreuz des Theresienc
Ordens zu, als Preis der in dieser äußerst schwierigen Lage bezeigten
Einsicht und Tapferkeit. Für den Rest des Feldzugs wollte der Kaiser
S. bey seiner eigenen Person verwenden. In Mahren angekommen,
both S. alles Mögliche auf, um die Schlacht von Austerl ik zu ver-
hindern , deren unheilbringende Folgen er voraussah. Er wollte
überhaupt jeden entscheidenden Kampf vermieden wissen, bis von der
einen Seite das Heer des Generals Benningsen, von der andern jenes
des Erzherzogs Car l herangekommen seyn würde. Auf dem Tage zu
Er fu r t hatte der Kaiser Alexander den Wunsch ausgedrückt, die
österreichische Bothschaft inPerersburg möchte S. anvertraut wer-
den , der gleich bey der ersten Begegnung des Monarchen Achtung und
Liebe gewonnen hatte. S. ging nach Rußland, und die Aufnahme, die
ihm in Peters bürg wurde, übertraf seine Erwartungen. Als 1809 der
Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen Frankreich und Osterreich in Pe-
tersburg bekanntwurde, trübte sich die Lage S.'s, und seine Stel-
lung wurde verwickelt und schwierig. Napoleon's Bothschafter, Cau-
la incour t , bemühte sich vergebens durchzusetzen, daß S. zurückge-
schickt würde. Leider bewog der unselige Ausgang der Schlacht von Re-
gensburg das russische Cabinet, der Bestürmung des französischen
Bothschafters nachzugeben. — S. kam beym österreichischen Heere im
Marchfeld, kurz vor der Schlacht bey Wagram an, wo er auf die
rühmlichste Weise mitfocht, und nach welcher er bey dem Rückzüge nach
Z n a y m , die Reserve befehligte. Er wurde zum General der Ca-
vallerie befördert. — Nach dem Wiener Frieden wurde S. Bothschafter
in Par i s . Napoleon zeichnete ihn ungemein aus, und bewies ihm
alle die Achtung, die S.'s Festigkeit und der Adel seiner Seele ihm ein-
geflößt hatten, und es ist in der That denkwürdig, daß aus allen den
zahllosen Fremden, die sich dem außerordentlichen Manne genähert ha-
ben, er keinem Einzigen jenes Vertrauen schenkte, wie S. — Es ist
ferner bemerkenswerth, daß sie Beyde eines Tages den Angriff und die
Vertheidigung von Par is zum Gegenstande einer langen Erörterung
gemacht hatten. — In jene Zeit fallt Napoleon's Vermählung mit
der ErzherzoginnMarieLouise. Man stand lange Zeit in dem Wahn,
diese Vermählung wäre durch S. eingerathen und unterhandelt wor-
den. Nichts ist grundloser. 1812 erhielt S. den Oberbeftbl eines Hülfs-
Corps von 30,000 Mann, welches Österreich für Frankreich zu stellen sich
verbindlich gemacht hatte. — Die allgemeine Klugheit und Gewandt-
heit, mit welcher er dieses Armee-Corps führte, der gute Geist, wel-
chen er darin aufrecht zu erhalten wußte, des Widerwillens ungeachtet,
der sich unter den Truppen offenbarte, mit denjenigen gemeinsame Sa-
che zu machen, die man seit so langer Zeit als Feinde zu bekämpfen ge-
wohnt war, endlich die Würde, die er in seiner Abhängigkeit von
Napoleon gleichwohl immerdar zu behaupten verstand, erzeugten ihm
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie