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S e i d e n b a u . 7
über 240,000 Maulbeerbäüme zahlte und jährlich an 22(j,(>00 Pfund
Galettseide erzeugte, mit deren Abwinden gegen 400 Seidenziehhöfe
beschäftigt waren; zur Zeit der franzö's. Kriege und unter Mitwirkung
andeter ungünstiger Zeitverhältnisse nahm zwar die Seidencultur bedeu-
tend ab, indessen hat sich dieselbe neuerer Zeit wieder sehr gehoben und
es lassen sich bessere Aussichten für die Zukunft a^ien. Schon 1822 be-
trug die Erzeugung an Seidencocons im.Bezirke Monastero 2,500,
im Bezirke Monfalcone 14,200 und im Bezirke Duino 5,660
Pfund, wovon 7 Pfund auf 1 Pfund roher Seide gerechnet werden.
Die ansehnlichsten Seidenziehereyen bestehen zu Farrä, ' welche vor ,
einigen Jahren 21 Manner und 275 Weibspersonen beschäftigten und
jahrlich bey 12,000 Pfund Seide lieferten. — In Istr ien sieht die
Seidencultur noch auf sehr niedriger Stufe, und es findet vielleicht nicht
der hundertste Theil an Seidenerzeuaung Statt, welche hier bey dem
wärmeren Clima und dem trockenen und steinigen "Boden erzeugt
werden könnte. Demungeachtet betrug) vor einigen Jahren die Menge
der hier gewonnenen Seidengaletten jährlich 31,500 Pfund, woraus
4,500 Pfund rohe Seide abgewunden wurde. In früheren Jahren hatte
Triest auch eine bedeutende Abziehfabrik von 40—50 Kesseln, aber
diese Anstalt ist bis auf etwa 4 Kessel längst eingegangen. — In Kra in
ist die Seidencultur, nachdem ein noch unter Mar ia Theresia ge-
machter Versuch mit der Maulbeerpfianzung verunglückte, ganz unbe-
trieben. — In Ungarn hat der S. seinen Ursprung der Kaiserinn
Mar ia Theresia zu danken. 1765, wo er den ersten Ertrag ab-
warf, wurden nicht mehr als 183 Pfund Seide erzeugt, doch stieg die
Erzeugung in den folgenden Jahren durch vielfaltige, mit großem Auf-
wands verbundene Verbesserungen so sehr, daß sie 1771 schon 2,371
Pfund, 1779, 7,301 Pfund, 1800, 13,952 Pfund und 1324 schon
27,763 Pfund betrug. Jedes Frühjahr ließ das Ärar, sobald die Maul-
beerbäüme ausschlagen, den Wurmsamen vertheilen, und die Galetten
wurden sodann von den Landleuten an die Spinnstationen abgeliefert,
wo sie zu bestimmten Preisen eingelöst wurden. SolcheEinlösungsstatio^
nen befanden sich unter den Inspectoraten zu Eszek und Temes-
var , z u S z e k s z ä r d , Apa th i n , Palanka, Vukovär ,
Agram, Warasdin, Kreuz, Temesvar, Lugos und Wer-
schetz. 1827 wurde aber die Einlösung der Galetten, ausschließlich der
Comitate Bihär, Szala und Bäranya, an ein Wiener Großhandlungs-
haus verpachtet und seitdem erfreute sich die Seidencultur eines neuen
Aufschwunges. Schon im ersten Jahre wurden aus dem ProvinzialeUn-
garns, Slavoniens und Croatiens 117,264 Pfund Galetten zur Ein-
lösung überbracht, wovon 3,048 Pfund zum Samen und 114,349 zum
Abspinnen bestimmt wurden. Zu Bandern und einigen gröbern Artikeln
wird die ungar. Seide selbst der italienischen vorgezogen. Vor kurzer
Zeit wurde auch bey Preßburg der Versuch gemacht, die Seidenrau-
pen im Freyen zu erziehen. — In Siebenbürgen würde die Sei-
dencultur bey mehr Eifer nicht ohne Erfolg bleiben, da jedoch die unter
der Regierung Kaiser Joseph's I I . Stattgehabten Seidenmanipula-
tionen aufhörten, so beschäftigen sich gegenwärtig nur mehr Einzelne
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie