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Strauß, I o h . , Capellmeister des ersten Wiener Bürger-Regi,
ments, einer der talentvollsten Componisten von Tanzmusik, ist gebo-
rn zu Wien den 14. März 1804. In seiner Jugend sollte er sich dem
Puchbmderhandwerke widmen; er zeigte jedoch so viel Talent, und so
überwiegende Neigung zur Musik, daß er diese Beschäftigung verließ,
und es durch Fleiß und Eifer in Kurzem zu einem bedeutenden Grade
von Fertigkeit im Violinspielen brachte und auch bald Tänze zu compo-
niren begann, welche vielen Beyfall fanden. Bereits 1323 wirkte er
in Lanner's Gesellschaft im Prater mit; 1824 aber übernahm er die
Direction der Ballmusiken im Gasthofe zum Bock aujxder Wieden. In
der Folge bildete sich St. ein vortreffliches Orchester, an dessen Spitze er
bey Bällen, Reunionen und sonstigen Productionen, vorzüglich in Dom-
mayer's Casino in Hietzing, im Gasthofgürten zur goldenen Birn auf
der Landstraße, zum Sperl in der Leopoldstadt :c. stets des lohnendsten
Erfolges gewiß ist. Vorzüglich beliebt machte sich St. auch in letzterer
Zeit durch die qeist- und geschmackvolle Art im Arrangiren öffentlicher
Feste, wie z. B. im Augarten, inBaden, Hietzing, welche reich
an den mannigfaltigsten Abwechslungen sind, und sich besonders durch die
glänzendsten Beleuchtungen auszeichnen :c. Nach einem Ausflug nach
Pesth, wo ep vielen Beyfall erntete, unternahm St. auch im Som-
mer 1834 mit seiner Gesellschaft eine Reise nach B e r l i n , wo er die
glänzendste Aufnahme fand und sowohl daselbst, als auch bey seiner Rück-
reise über Dresden und Prag , in diesen Städten großen Beyfall
fand, der nur manchmahl durch die allzeitfertige Begeisterung von Cor-
respondenzlern und Tagsblättlern sich in den lacherlichsten Dithyramben-
ton verstieg. 1335 machte er einen ahnlichen Ausflug nach München,
Nürnberg, Frankfur t ;c., und erntete ebenfalls enthusiastische Bey-
fallsbezeigungen. Seit einigen Jahren ist St. Capellmeister des ersten
Bürger-Regiments in Wien. Die Zahl seiner Compositionen: Walzer,
Galoppe, Potpourri's, Märsche 3c. beläuft sich gegenwärtig über 80.
Das alleinige Verlagsrecht derselben hat der Hof- Kunst- und Musika,
lienhändler Tob. Has l inger (der sie mit ungemeiner Eleganz aus-
stattet) an sich gekauft, welches der vielen Statt gefundenen Nachstiche
wegen auf jedem Exemplare seiner neuern Compositionen mit ämtlichen
Beglaubigungen angezeigt ist. Die meisten Walzer und Compositionen
St.'s haben etwas ungemein Belebendes, Eigenthümliches, Glänzendes
und zum Tanze Einladendes, welches er durch seinen kraftvollen und feu-
rigen Vortrag, von zweckmäßiger Instrumentirung begleitet, noch sehr
zu heben versteht. Im höhern Style hat er jedoch noch nichts geleistet.
Die vorzüglichsten und beliebtesten seiner Walzer sind: Des Verfassers
beste Laune, auch Charmantwalzer genannt. —Das Leben ein Tanz,
Frohsinn mein Ziel. — Kettenbrückenwalzer. — Heiter,auch in ern-
ster Zeit. — Hofballtänze. —> Alexandrawalzer. — Iriswalzer. —
Philomelenwalzer. — Erinnerung an Deutschland. — Mittel gegen
den Schlaf. — Erinnerung aus Pesth. — Gabrielenwalzer. — Eli-
sabethwalzer. — Erinnerung an Berlin. — Gedankenstriche. — Huldi-
gungswalzer. — Grazientänze. — Heimathklänge. Seine Galoppen
sind ebenfalls höchst anziehend und beliebt.In Potpourris: Ein Strauß
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie