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Szirmay, das Geschlecht. 359
1683 durch den Palatin P a u l Eszterhäzy gemachten Unterwer-
fungsanträgen durchaus nicht verstehen, und spannte seine Forderungen
stets hoher. Die abgeschlagene Belagerung von Wien , und die in
Folge derselben erlittene große Niederlage der Türken gaben auch feinen
Angelegenheiten eine minder günstige Wendung, bis sie endlich durch
seine plötzliche Gefangennehmung zu Wardein und Abführung nach
Adrianopel (1685) einen tödlichen Stoß erhielten, von dem sie nie-
mahls mehr genesen konnten. S tephan S. brachte man nach Prag,
von dort nachdem Sp ie lberg , und endlich nach Glatz, um zu ver-
hindern , daß der Schleyer von Geheimnissen gelüftet werde. Auf
die Nachricht, daß Tökely in Fesseln nach Adr ianopel geschleppt
worden sey, fiel ganz Oberungarn von ihm ab. — S . , durch die
langwierigen Leiden des Kerkers gebeugt, und von Allem, was in seinem
Vaterlande vorging, nichts wissend, gab endlich den beständigen Vor-
stellungen der Jesuiten, die ihm den Übertritt zum katholischen Glau-
bensbekennrniß als das einzige Mittel der Befreyung vorstellten, nach,
und bequemte sich nicht bloß hierzu, sondern noch zu einer Verschreibung
von 10,000 Gulden an dieselben, die er, auch in Freyheit gesetzt, redlich
zahltt. Dennoch konnte er nebst ihrer und mehrerer thätigen Freunde
dringender Verwendung nicht früher, als während des Reichstages von
163? dazu gelangen, ward aber noch während der Dauer desselben/
gleichsam zur Entschädigung für das erlittene Unrecht, zum Protonotar
des 5u66x 6uri26, dann des Palatins, zum Hofrath und 1693 zum
Freyherren erhoben. Gerechtfertigt und geehrt vor der Welt konnte er
doch seinem Schicksale nicht entgehen, das ihn zu nochmahliger Gefan-
genschaft bestimmte. Von Longueval als Mitschuldiger Franz Ra.
koczy's 1701 angegeben, ergriff ihn zu gleicher Zeit mit jenem und
mHreren anderen gleichfalls Angeschuldigten, der General S o l a r i ,
und lieferte ihn nach Wien er «Neustadt. Mit kluger Beyhülfe
entkam Rakoczy, und, da man gegen die übrigen keine Beweise
aufbringen konnte, entließ man sie Einen nach dem Andern. Wie voll-
kommen sich S tephan S. gerechtfertigt habe, erhellt sowohl aus der
Bestötigungs-Urkunde des Kaisers Leopold über sein Testament, alS
auch aus dem mit den höchsten Lobeserhebungen und der wiederholten
Anrühmung einer seltenen Treue angefüllten Grafendiplom, das ihm
Joseph I. 1707 verlieh. — So wie Stephan als Staatsmann/
so umwand Thomas, dessen Neffe, als ausgezeichneter Kriegsmann/
sein altes Wapenschild mit unverwelklichen Lorbeer«. In seiner Jugend
zuGreifs walde inPommern 1705 studirend, erhielt er vom Car l X I I .
em Stipendium, und hielt eine öffentliche Disputation unter des Kö-
nigs Auspicien. Dann bereiste er die nordischen Reiche, und wollte un-
ter Car l , der eben seine abenteuerlichen Züge begann, Dienste neh-
wen, ward jedoch von seinem Oheime Stephan beredet, seinen Arm.
lieber dem Vaterlande zu weihen, das der tapfern Männer cben da-
mahls benöthigte. Dem großen Eugen persönlich anempfohlen, machte
er die siegreichen Feldzüge jenes unsterblichen Feldherrn in Holland alle
"ut, stieg von Grad zu Grad, und zeichnete sich an dem heißen Tage
von Malp laquet (1709) so vortheilhaft aus, dasi Eugen und
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie