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T a b a k b a u u n d Hande l .
nur zum Theile gelangen. Noch jetzt nennen die Banaler diese Sorte
Kaisertabak ((^a^ar-volian^/). Zur Versorgung der kaiserl. Tabakfa-
briken bestanden sonst in Ungarn eigene Eintaufsämter, durch welche die
nöthigen Quantitäten an Tabakblättern zusammengekauft wurden. Jetzt
ist deren Lieferung einer Pachtgesellschaft überlassen. — In Sieben-
bürgen ist der T. ebenfalls ein Hauptgegenstand des Landbaues, da
im Lande selbst viel zum Rauchen und Schnupfen verbraucht wird. Am
meisten wird im Szetlerstuhle Udvarhely geballt. — In der Mil i tär-
gränze wird im Haromszeker Stuhle Tabak gebaut. — Galizien
erhielt seinen T. aus der Türkey, und noch jetzt befassen sich mit dem
Anbaue dieses Gewächses vorzüglich die Einwohner jener Kreise, welche
einst zunächst der türkischen Gränze lagen. Der beste Tabak wird an den
Ufern des Pruth im Kolomeaer Kreise gebaut, nach diesem wird der von
den Ufern des Dniesters geschätzt. Die Blätter des polnischen Tabaks sind
größtentheils 1H Fuß lang und i polnische Elle breit und laufen in eine
lanzettförmige Spitze aus. Außer diesem einheimischen T. wurde nach
. Einführung des Monopols auch der Anbau des virginischen Tabaks ver-
sucht, welcher sich mehr durch seine runden Blatter, als durch höhere
Güte von ersterem unterscheidet. Eine dritte Art, Bakän genannt, ist
schlecht und wird jetzt größtentheils vernachlaßigt. Der qalizische Tabak
wird fast ausschließend zu Schnupftabak verwendet. Die Menge des
Anbaues ist im Verhältnisse mit dem Bedarfs des Monopols, welches
die Verpflichtung auf sich hat, die ganze Fechsung an Tabakblättern ge-
gen jährlich bestimmte Einlösungspreise zu übernehmen. — Im südli-
chen Tyro l macht der Tabak nach der Seide und dem Weine den vor-
züglichsten Gegenstand des Landbaues aus. Der T. war hier bis in die
neueste Zeit frey, wurde aber auch vor Kurzem unter die Regalien auf-
genommen. Am meisten wird er im Rovereder und Trienter Kreise betrie-
ben; im letzteren hat man auch Versuche mit drastischem Tabak gemacht,
welcher jedoch nicht gut geräth und eine betäubende Stärke hat. In den
genannten 2 Kreisen gedeiht jedoch der einheimische Tabak in vorzüglicher
Güte. In ganz Sücryrol werden jahrlich ungefähr 52,500 Ctr. Tabak-
blatter, und davon im Rovereder Kreise allein 42,000 Ctr. erzeugt.
Luft und Erdreich sind hier dem Anbaue sehr günstig, weßwegen er auch
mit Eifer und glücklichem Erfolge betrieben wird, wodurch eine beträcht-
liche Anzahl Familien ihre Beschäftigung und Nahrung ftndet. Im Fe«
bruar wird hier der Tabak gesaet, im May in reichlich gedüngte Gründe
verpflanzt, nach 20 Tagen bey günstiger Witterung gehäufelt und ge-
köpft, und endlich nach andern 3Y—40 Tagen gepflügt. In einemZeit-
raume von 50—60 Tagen, je nachdem die Witterung günstig ist, vom
Tage der Pflanzung an gerechnet, erfolgt die Ernte. Derselbe wird
auch auf die Gerste und den Weizen als Nachfrucht gepflanzt, doch er-
folgt dann die Abreifung erst nach 70 Tagen, und die Sorte wird ge-
ringer und schlechter. -^- Im obern Ty ro l , z. B. im Puster- und
Oberinnlhal wird zwar auch gemeiner Tabak, jedoch in sehr unbedeuten-
der Menge gebaut, auch ist ?r daselbst von schlechter Qualität. — 3"
Voraslberg'schen bqut die Gemeinde F r a s t a n z Tabak, der zwar
nur von mittelmäßiger Güte ist, aber doch einen Ausfuhr-Artikel nach
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie