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Ungarn, I. Geschichte. 483
Wladis law in Rücksicht der Regierungsnachfolge mit dem Kaiser ab-
schloß, beseitigt, und Wladislaw's Sohn, Ludw ig , ward nach
seinem Tode König. Als aber dieser nach der unglücklichen Schlacht bey
Moh^cs gegen die Osmanen am 29. August 1526 auf seiner Flucht
in einem Sumpfe sein Leben verlor, empörte sich Zapolya mir einer
mächtigen Partey, und ließ sich von dieser zu Stuh lwe ißenburg
zum König wählen, und krönen; zu Preßburg wurden hingegen
durch eine größere Stimmenmehrheit Ferdinand und seine Gemahlinn
Anna, die Tochter des verstorbenen W ladis l a w's, gewählt, worauf
sich der König und seine Gemahlinn 1527 ebenfalls zu Stuh lweißen-
burg krönen ließen. Zugleich aber ward Zapolya als Reichsfeind
erklärt, und nach mehreren Niederlagen auch gezwungen, das Land zu
verlassen. Mit Hülfe der Türken betrat er es zwar wieder, doch erhielt
er sich auch dann nur durch den mir Kaiser Ferdinand 1538 zu
Großw ardein abgeschlossenen Vergleichs-Tractat in einem Theile des-
selben, der auch dem Kaiser nach seinem Tode wieder ganz anheim fal-
len sollte. Dieses suchte aber nach Zapolya's Tode dessen Witwe mir
den Vormündern .des jungen Zapolya zu vereiteln, und sie rief die
Türken zur Unterstützung herbey, welchen durch Verrätherey selbst die
Hauptstadt Ofen in die Hände gespielt wurde. Nachdem aoer die Wit-
we selbst in die Türken Mißtrauen setzte, so schloß sie zwar mit Fer-
dinand einen neuen Vertrag, der jedoch nichr treuer als der vorige
gehalten wurde, bis endlich dem Kaiser dennoch die ganze Staatsge-
walt zufiel, und von den Ständen auf dem Landtage zu Ty rnau
1547 sein und seiner Abkömmlinge Erbrecht anerkannt wurde. Auch be-
kamen daselbst die Bauern ihre Verlorne Freyheit wieder. -— Unter
Ferdinand's Enkel, Rudo lph , wurde das deutsche Generalar in
Croatien errichtet, und Siebenbürgen mit U. vereinigt, aber auch
wieder durch Bocskay, der sich mit türkischer Hülfe zum Fürsten auf-
warf, verloren. — Unter Rudolph's Bruder und Nachfolger Ma-
th ias, der anfangs auch als Statthalter in U. eingesetzt war, seinen
Bruder aber zur Abtretung U.'s, Österreichs, Mährens und Schlesiens
bewog, wurde auf dem Inaug «rat-Landrage 1613 von den Standen
wieder neuerdings ein Wahlrecht in Anspruch zu nehmen versucht, aber
doch der von M a t h i a s selbst zu seinem Nachfolger ernannte Erzherzog
Ferdinand von Steyermark durch Wahl angenommen und bestätigt.
Unter dessen Regierung erhob der Siebendürgerfürst Gabr ie l Berh-
len wieder neue Unruhen, welche auch von dessen Nachfolger, Georg
Rakoczy in U. unter Kaisör Ferdinand I I I . erneuert und fortge-
setzt wurden. Ein abermahliger Aufstand (an dessen Spitze anfangs der
Reichspalatin Wesseleny, nach seinem Tode aber die Grafen Z r i ny
und Rakoczy standen, der jedoch augenblicklich durch die Hinrichtung
der Rädelsführer gedampft wurde) geschah unter Kaiser Leopold, und
ward durch den Grafen Töle ly (unterstützt von dem Fürsten Apaf i
von Siebenbürgen, dann von Frankreich und der Pforte) erneuert,
und bewirkte, daß der Großvezier Kara Mustapha 1t)83 ein tür-
kisch-tarrarisches Heer bis vor die Mauern Wien's führte, welches
Rüdiger von Starhemberg so lange tapfer vertheidigte,
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie