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532 Venedig/ I. Geschichte.
aus beschossen und der Capitan desselben getodtet worden. Als Vo-
ll aparte diese Vorfälle erfuhr, entließ er die Abgeordneten des Frey,
staares mit harten Worten und eine Kriegserklärung folgte ihnen auf
dem Fuße nach. Als diese in V. ankam, erreichte die Bestürzung des
Senats den höchsten Gipfel. Anstatt auf Vertheidigung zu sinnen, wur-
den neuerdings Abgeordnete an den Obergeneral geschickt, welche einen
Waffenstillstand auf 6 Tage erflehten und demselben nach Mailand
folgten. Hier wurde ein Vertrag unterzeichnet, dem zufolge der große
Rath den erblichen Rechten der Aristokratie entsagte, die Souverainität
niederlegte und dieselbe dem Vereine der Bürger übergav. Diese Erklä-
rung hob die Regierung auf, welche II Jahrhunderte bestanden hatte.
Diesem Vertrag gemäß wurde V. den französischen Truppen überliefert
und außerdem versprochen, eine Contribution von 6 Millionen zu zah-
len, und 20 Gemälde und 500 Manuscripte zu übergeben (l6. May
1797). Während man in Mai land unterhandelte, war es in V.
selbst zu unruhigen Auftritten gekommen, das Volk durchzog plündernd
die Straßen, bald hörte man den Ruf: „Es lebe die Freyheit!"'bald:
„Es lebe S. Marco!" und nur mit Mühe gelang es, die Aufrührer
durch die Gewalt der Waffen zu zerstreuen. Am l6. May rückten 3,000
Franzosen in V. ein, das noch nie feindliche Truppen betreten hatten;
eine provisorische Regierung von 16 Mitgliedern trat an die Stelle des
großen Raths, und diese beschloß am 25. May, daß das Gebäude und
die Gefängnisse der Staatsinquisition niedergerissen werden sollten. Am
4. Iuny wurde das goldene Buch verbrannc, und zwar am Fuße des
neuerrichteten Freyheitsbaumes. Ein großer Theil der venetianischen
Staaten mit der Sradt Venedig wurde im Frieden von Campo F o r-
mio dem Kaiser Franz überlassen, der am 13. Jan. 1798 von V.Besitz
nehmen ließ, und als der ehemahligeDogeMa nin i den Eid der Treue
schwören mußte, stürzte er besinnungslos nieder; dieser edle Schmerz
ehrte den Greis, der den Untergang seines Vaterlandes mit angesehen
hatte, ohne ihn aufhalten zu können. — Das venetianische Gebieth,
welches an Osterreich gekommen war, wurde in die Provinzen Vene-
dig, Fr iaul , Treviso, Padua, Vicenza, Verona und
Bel luno getheilt, das Ganze stand unter der General-Gubernia zu
Venedig. Diese Organisation erfolgte 1803, hatte aber nur kurzen
Bestand, denn schon im Frieden von Preß bürg am 26. Dec. 1805
ward V. mit seiner Terra ferma von Österreich an das Königreich Ita-
lien abgetreten und bildete nun folgende Departements: Adriausches De-
(^rlaul) mtt oer Hauptstadt Uoin e, und Istr len nut der Haupt-
stadt Capo d'I stria sielen 1809 nach dem Wiener Frieden wieder weg
und wurden zu den illyrischen Provinzen geschlagen. 1313 ward aber
nach der Kriegserklärung Österreichs gegen Frankreich nach dem Waffen-
stillstände der größte Theil der Terra ferma von V. beseht, doch hielt sich
das Gebieth jenseits der Etsch bis zum Ausgang des Jahres, wo das
ganze vormahlige Gebieth V. , mit Ausnahme einiger Festungen, und
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie