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v o s l a u . — V o g e l . 575
vös lau (Feselau), gutgebautes niederösterr. Dorf im V. U.
W., südlich von Baden mit 470 Einw. und eine dem Freyh.
v. Geymül ler gehörige Herrschaft. Das einfache Schloß steht mitten
in einem ansehnlichen ul!d fleißig gepflegten Garten, welcher sich durch
seine geschmackvollen Anlagen und herrlichen Alleen, einen künstlichen
Wasserfall, eine Muschelgrotte, mehrere Lustgebäude, eine sogenannte
Aussicht auf einer Erhöhung, und durch seinen Reichthum an Blu-
men auszeichnet. Dieser Garten ist alle Montage dem Publicum geöff-
net, und wird von Baden aus häufig besucht. In der Nähe des
Schlosses befindet sich der sehenswerthe Meyerhof und am Fuße desVö's-
lauerkogels ein Schwefelbad, welches 19H° R. hat, aus 2 Quellen
entspringt, und sowohl in einem offenen Badeteiche, als in einem
Badehause mit Vollbad und Wannenbädern benutzt wird. Auf einer An-
höhe stebr ein großes Cruciftr aus Gußeisen mir Vergoldung, von Bäu-
men umgeben, und der Friedhof, wo in einerHalledasDenkmal des Grafen
Ioh . Fr ies und seines Sohnes Joseph, von Zaun er aus carrari-
schem Marmor gefertigt, aufgestellt, und in dem unter dieserHalle befind«
lichen Grabgewölbe die grast. Fr i es'sche Gruft angebracht ist. — Der
Fuß der Vöslauer Berge ist ringsum mit Weingärten bedeckt, welche
den beliebten rothen Vöslauer Wein liefern. Auch besteht hier seil Kur-
zem eine freyherrl. Gey mül l er'sche Kammwoll-Garnspinnerey.
Vöt tau , kleiner mähr. Marktflecken im Znaymer Kreise, an der
Thaya zwischen zwey hohen Bergrücken gelegen, hat 280 Einwohner
und ein altes Bergschloß mit einer kleinen Bibliothek und einer bedeu-
tenden Rüstkammer, welche die seltensten Rüstungen und Waffen der
alten Ritterwelt bewahrt. Dieses Schloß ist an der Spitze eines aus-
laufenden Felsenberges erbaut, durch 2 Wallgräben und feste Thürme
geschützt, und wurde einst für unbezwingbar gehalten. In geringer
Entfernung sieht man noch die Trümmer der Felsendurg Czornstein.
Vogel, la jetan, ein guter Violinist, Organist und Compo-
siteur aus dem Orden der Diener Ma r i ens , von Konoged in
Böhmen gebürtig. Die erste musikalische Bildung erhielt er in der
Schule seines Geburtsortes, und brachte es in der Gesangkunst so weit,
daß er 1763 nach Bres lau zu den Jesuiten abging, wo er zuerst als
Altist, spater aber als Organist angestellt wurde. Schon damahls sing
er an kleine musikalische )lufsätze zu machen, und übte sich zugleich in
der Violine um so fleißiger, je mehr er Gelegenheit fand, von sehr ge-
schickten Violinspielern den besten Unterricht zu erhalten. Nach zu-
rückgelegten Humanioren aber verließ er Bres lau , und begab sich
nach Prag. Hier setzte er die Studien mit einem so glücklichen Erfolge
fort, daß er nach wenigen Jahren in den genannten Orden aufgenom-
men wurde. Noch wahrend der theologischen Studien nahm er Unter-
richt im Contrapuncte und in der Composition von I o h . Haber-
mann, dessen Manier er aber bald verließ, und dafür die Partituren
der berühmten Meister Mis l iweczek, H a y d n , Zimmer-
mann u. a. m. zu studiren anfing. Unter den 12 Jahren, in wel,
chen er die Musik an der OrdenSkirche zu St . Michael in der Altstadt
Prags dirigirte, verfaßte er 12 große und 14 kleine Messen, 12 3ta-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe See-V, Volume 5
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe See-V
- Volume
- 5
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 604
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie