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wisser Gabriel. 1530 aus Schlesien vertrieben, wandten sie sich mit
ihren Anhangern nach Mähren / riefen noch viele aus andern Ländern
dahin zusammen, und bildeten gewissermaßen ihren Vereinigungspunct
daselbst. Schon um 1536 haben sich die W. so sehr hier ausgebrei-
tet, daß/ nach dem Zeugnisse des Cura'us in den schles. Annalen, eine
große Menge, besonders vom Bauernvolke/ nicht nur aus Schlesien,
Osterreich, Steyermark undTyrol, sondern auch aus Bayern, Hab und
Aut verlassend, sich zu ihnen nach Mahren begab, weif sie, wie Bal-
bin in seiner Npit. rer. Vc»l,. S. 539 anführt, im Rufe vieler
Kenntnisse in der Arznßykunde und anderer Künste standen, deßwegen
sie bey den Großen des LandeSviel galten, und durch sie, wie jetzt durch
die Juden, viele Geschäfte betrieben wurden. Als Kaiser FerdinandI.
hiervon durch den Bischof von O lmutz, S tan is lausThurzo , un-
terrichtet ward, befahl er dem damahligen Landeshauptmann von Mah-
ren, I o h . v. Pernst ein auf Helfenstein, dieselben aus dem Lan-
^s zu schgffpn, und ihre Verführer zu untersuchen. Diejenigen, welche
Hiesem Befehls willig nicht nachkamen, wurden mit militärischer Oewalt
hinausgetrieben; gUezn sie kehrten ba'.d wieder zurück; denn sie fanden
mehrere unter dem vorzüglichern Adel Mährens, die sich ihrer annah-
wen, sich für, sie nicht nur bey dem Landeshauptmann, sondern auch
bey dem Kaiser verwendeten, ihren friedlichen Lebenslauf und ihre son-
siigen guten Eigenschaften vortheilhaft schilderten, und es durch ihre
Vorsprache dahin beachten, daß ihnen dieRückßehr nach Mähren wieder
gestattet war, und sie in ihi'e vorigen Sitze und Güter wieder einge-
setzt wurden. Iac . Huter ging zugleich nach Osterreich und Tyrol,
sammeste dort wieder sehr viele neue Anhänger, und brachte viele der-
selben unbemerkt in solcher Menge abepmahls nach Mähren, daß sich
Kaiser Ferdinand I. bewogen fand, auf die lebendige Habhaftwer-
dung des Hüter einen anfthnlichen Preis zu setzen. Die Anzahl der
W, in Mähren stieg damahls schon auf 17,000. Sie hielten sich vor-
züglich in Niko lsburg, Ober- und Unter-Wisterni tz, Mu-
schau, Tracht, Pe rgen , P y l a u , P u l g r a m , Voitels-
bruyn, Klent i tz, Pqdor f , Lunhenburg, Schqkwitz, Pri-
t l tz , S t fgn i tz , P i l lowl tz und Austerlitz auf. Sie blieben
jedoch nicht länge unangefochten, denn schon auf dom 1535 in Znaym
abgehaltenen Landtage wurde auf kai'erl. Befehl neuerdings beschlossen,
haß sie alle bis Georgi das Land meiden, und diejenigen, die nach die-
sem TqHe angetroffen würden, am Leben gestraft werden sollen.
Freyh. v. Lippa, Landmarschall von Böhmen, Herr der Herrschaft
Gödrn.g, whr dsr Erste, der diesem Befehle nachkam, und sie von
Ochackwitz wegschaffte,' ihm folgten mehrere Güterbesitzer. Gegen
diese Anordnung und Wegschaffung mächte zwar Iac. Huter bey
dem Landeshauptmann Ioh , v. P e r lj stein l535 sine weitläufige
und nachdrücklicho Vorstellung, aber ohne, Erfolg, denn in einigen
Jahren darauf, nähmlich auf dem 1540 und 1546 in Olmütz abge-
haltenen Landtagen wurde abermahls festgesetzt, daß, nachdem die W.
weder im römischen Reiche, noch in den k. k. Staaten geduldet werden
sollen, diejenigen, welche in Gesellsch/ft beysammen wohnen, bis Ja-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Volume 6
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe W-Z
- Volume
- 6
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 668
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie