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w i e n e r F r e y w i l l i g e .
aus ihrer Mitte auszuschließen. Sie erhielten eine eigene Aufgebothsfahne,
die sie noch jetzt bey den Frohnleichnams-Processionen führen. Den 17.
April hatte auf dem Glacis die feyerliche Fahnenweihe und dann der Aus-
marsch zur Nußdorfcr Linie Statt. Da4 Hauptquartier kam nachKlo-
ste rneuburg, unD der Marsch sollte nun weiter über öi l ienfeld bis
nach Steyermark fortgesetzt werden.—Die Lage der Dinge hatte sich in-
dessen wesentlich verändert. Den l3. Aoril waren zu Leoben die Frie-
denspräliminarien unterzeichnet worden. In Folge dessen kebrte das Auf-
geboth den 3. May wieder nach Wien zurück. Es formirte sich zwischen dem
Schotten- und Burgthor in 3 Treffen. Mit einer kraftvollen und rüh-
renden Anrede entließ nun der Herzog von Würtemberg die ganzeMann-
schaft und ertheilte ihrem glühenden Vaterlandssinn / wie ihrer muster-
haften Ordnungsliebe und Sittlichkeit das rührendste Zeugniß. Die Bri-
gaden begaben sich nun auf ihre Versammlungsplätze, die Waffen wur-
den abgegeben und Jeder kehrte ruhig zu den Seinigen zurück. — Die
Anführer und Beförderer des Aufgebotds erhielten von dem Kaiser man-
cherley Gnadenbezeigungen. Auch wurde dem Herzog von Würtemberg
und dem Grafen v. Saurau von dem Magistrate der Haupt- und
Residenzstadt das Bürgerrecht ertheilt, wofür Jeder derselben dem Ma,
gistrate einen großen silbernen Pokal mit paffenden Inschriften verehrte,
welche fortan bey den übrigen Denkwürdigkeiten der Stadt aufbewahrt
werden. Es wurden die Bildnisse dieser beyden ausgezeichneten Patrio-
ten in dem Rathsaale der Universität, so wie auch im bürgerlichen Zeug-
hause aufgestellt. Im Iuly und September darauf wurden die Ehren-
medaillen , welche der Kaiser eigens für die Aufgebothsmannschaft hatte
prägen lassen, sämmtlichen Mitgliedern derselben mit dem Zugeständniß
ausgetheilt, diese Münze an einem schwarz und gelb seidenen Bande
auf Lebenszeit zu tragen. Der Herzog, der Graf Sau rau , die Kreis-
hauptleute und Regierungsräthe, so wie die Professoren der Univer-
sitatsbrigade erhielten goldene, die Officiere große und die Mannschaft
kleinere silberne Medaillen. Auf der Vorderseite derselben war das Bild-
niß des Kaisers mit der Umschrift: Franz I I . , rom. Kaiser, Erzher-
zog von Osterreich; auf der Rückseite in einem Kranz von Eichenblät-
tern die Worte: Den biedern Söhnen Österreichs des öandesvaters Dank.
Die bey Gelegenheit des Aufgeboths zugeströmten Geldbeyträge waren
so reichlich, daß 1793 von dem Überrest derselben, die baßlichen, stin-
kenden Gräben rechts und links der ^Fahrstraße durch die Iagerzeile in
den Prater, ingedeckte Canale verwandelt und ihnen ein regelmäßiger
Ausfluß in die nahe Donau gegeben wurde.
wiener Frevwillige. Bey den siegreichen Fortschritten der fran-
zösischen Waffen in Italien 1796 wurde noch zu Ende dieses Jahres dem
Kaiser Franz von mehreren patriotischen Bürgern Wien's, den
Altgrafen Hugo v. Sa lm-R ei ff er scheid und den Grafen W en-
z el Paar an ihrer Spitze, ein genialer Plan zur Volksbewaffnung
und zur Heranbildung der verschiedenen Classen der Nation zum Waffen-
stande vorgelegt und genehmigt. Die beyden Grafen sammelten die Un-
terschriften, und schnell waren an N,0l1l) Angeworbene beysammen,
die vom Staate nichts forderten, als Waffen, alles Übrige theils selbst.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Volume 6
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe W-Z
- Volume
- 6
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 668
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie