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Wiener-Neustadt.
Geburtsort des letzten Babenbergers, Herzogs Friedrich des Stre i t -
baren und des Kaisers Max im i l i an I . , dessen Vater hier seine
Residenz aufgeschlagen hatte. 1233 ward in der Burg der Friede zwi-
schen dem ungar. Könige Andrea s und dem Herzoge Friedrich dem
St re i tba ren geschlossen; ein zweyter Friedensschluß zwischen der
Republik Venedig und dem Erzherzoge Ferdinand von Steyermark
ist vom 1. Febr. l6l8. As am 3. Sert. .1834 die Stadt durch einen
beyspiellosen Brand beynahe der ganzlichen Zerstörung unterlag, und
Alles, was theils als Erbe von biedern Voraitern, theils durch eigene
Betriebsamkeit erworben wurde, in wenigen Stunden ein Raub der
Flammen war, in dieser unbeschreiblichen Scene des allgemeinen Elen-
des und Jammers konnte nur das feste Vertrauen auf den göttlichen
Beystand, auf den Schutz des Kaisers, dann auf den Wohlthatigkeits-
sinn edler Menschenfreunde, die Verunglückten von ganzlicher Ver-
zweiflung retten. Dieses Vertrauen fand auch im Erfolge vollkommene
Rechtfertigung ; denn der Vorsehung verdankten die Bewohner einen
ungewöhnlichen milden Herbst und Winter, wodurch der Wiederaufbau
der Hauser befördert, und für viele Familien ibr Unterstand in den als
Norhbehelf gewählten Gemächern minder beschwerlich wurde. Kaiser
Franz hatte zur Unter'Mtzung der Verunglückten nicht nur ein groß-,
wüthiges Geschenk aus der eigenen Prioatcasse, sondern auch die bedeu-
tende Summe von 1l)0,0l)0 Gulden C. M. theils als Gnadengabe,
theils als unverzinslichen Vorschuß aus dem Staatsschatze bewilligt,
und überhaupt dem gesammten Kaiserhause verdanken die Verunglück-
ten reichliche Unterstützungen. So erhabene vorleuchtende Beyspiele
im Bestreben zur Linderung des gränzenlosen Nothstandes in diesiger
Stadt, mußten allgemein rege Nachahmung erwecken, und kaum
war die Kunde von dem hierortigen Unglücke verbreitet, und als die
verunglückten Hausbesitzer im schmerzlichsten Gefühle ihres Verlustes noch
in der Ungewißheit schwebten, ob sie Hand an das große Werk legen
sollen, W. -N . wieder als eine neue Scadt aufzubauen, sind aus der
Umgebung, aus der Provinz, aus allen Theilen des österr. Staaten-
vereines, ja selbst aus dem Auslande, und von allen Ständen reichliche
Unterstützungen aller Art eingeffossen, und zwar nicht selten unter be-
sonders rührenden Umstanden, indem z. B. k. k. Militärkörper an die
ehemahls in hiesiger Stadt gefundene gastfreundliche Aufnahme, oder
andere Städte sich an die menschenfreundliche Theilnahme erinnerten,
welche W.-N. von jeher bey ähnlichen Unglücksfällen bezeigte. Insbe-
sondere hat bey diesem Anlasse die Kaiserstadt ihren bewahrten Edelmuth
abermahls in das schönste Licht gestellt, indem von dort in einem allge-
meinen Wetteifer zur Unterstützung der hiesigen Nothleidenden von dem
Adel, von dem Großhandlung^-Gremium, von dem bürgerl. Handels-
siande, von dem Bürger-Militär, von allen Innungen und von so
vpelen einzelnen edelsinnigen Bürgern und Bewohnern aus allen Stän-
den bedeutende Summen im baren Gelde theils hierher gesendet, theils
durch eigene Deputationen übergeben, und nebstbey beträchtliche Quan-
titäten an Kleidungs- und Wäschstücken und andern Effecten, so wie an
Victllalien ander überliefert worden sind. Die Summe des hier bis Ende
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe W-Z, Volume 6
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe W-Z
- Volume
- 6
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 668
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie