Page - 58 - in Pflegekräftemigration nach Österreich - Eine empirische Analyse
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fällt, herrscht Unzufriedenheit, und eine Anpassung wird notwendig. Dieser
Zustand kann entstehen durch Sinken der Place-Utility-Werte, zum Beispiel
durch Push-Faktoren, oder durch die Erhöhung des Anspruchsniveaus, also
beeinflusst durch Pull-Faktoren. Durch den Anpassungsdruck muss nicht
unbedingt Wanderung stattfinden. Akteure verhalten sich nach der Theorie
von Wolpert nicht als Maximierer von Nutzen, sondern nach dem Prin-
zip des „Satisficing", also der Befriedigung ihrer Bedürfnisse, jedoch muss
auch diese Entscheidung nicht optimal sein, da es Ungenauigkeiten und
Beschränkungen der Informationen gibt. [vgl. Wolpert 1965, 161f.; Kalter
1997, 45f.] In einem ersten Schritt werden also die Handlungssets bestimmt.
Darauf folgt eine Reaktion, die entscheidet, ob Akteure „Stayer", also im
Land verbleiben, oder „Mover" werden, also migrieren. Diese Situation
kann sich laufend ändern, da die Zufriedenheit mit der Situation schwan-
ken kann. [vgl. Haug 2000, 9f.] Julian Wolpert [1965] stützt sich bei der
Entscheidung, welche Orte ein Handlungsset beinhalten, unter anderem auf
die Feldtheorie von Kurt Lewin [1951]. So hängen die Handlungsalternati-
ven von „Bedürfnissen, vergangenen Erfahrungen und Fähigkeiten" [Kalter
1997, 46] ab. Hinzu kommen Einschränkungen aufgrund von Such- und
Informationskosten. [vgl. Kalter 1997, 46] Relevant im Hinblick auf den
Aktionsraum ist auch der Lebenszyklus. ,,Differences in sex, race, formal
education, f
amily income, and status are likely to find their expression early
in shaping the area of movement and choice" [Wolpert 1965, 165]. Der
Ansatz des Place-Utility-Konzepts von Julian Wolpert wurde von Lawrence
A. Brown und Eric G. Moore [1970] weiterentwickelt. So gehen sie davon
aus, dass als erster Schritt innerhalb von zwei Entscheidungsphasen ein Ver-
gleich zwischen den Umgebungsstimuli und den momentanen Bedürfnissen
des Haushaltes vorgenommen wird, die von individuellen Faktoren beein-
flusst werden. Bei Unzufriedenheit gibt es drei Möglichkeiten: einerseits die
Anpassung der Bedürfnisse, zweitens die Veränderung der Umwelt oder
drittens der Umzug. Wenn die dritte Möglichkeit in Betracht genommen
wird, wird mithilfe einer Kosten-Nutzen-Analyse der Place-Utilities ein neu-
er geeigneter Zielort gesucht. [vgl. Haug 2000, 10] Der Ansatz von Juli-
an Wolpert [1965] zeigt, welche (sozial-)psychologischen Korrekturen am
Verhaltensmodell der Mikroökonomie möglich sind, wodurch ein realisti-
scheres Bild der Individuen aufgezeigt werden kann. Vor allem das Prinzip
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Pflegekräftemigration nach Österreich
Eine empirische Analyse
Forschungsergebnisse der Wirtschaftsuniversität Wien