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Sozial interagierende Roboter in der Pflege
nicht die damit einhergehenden, entsprechend hohen Erwartungen an sein Verhalten
erfüllen, führt dies tendenziell zu Enttäuschung und Misstrauen (Walters et al. 2008).
Studien von Kuchenbrandt et al. (2014) und Häring et al. (2014) deuten an, dass
bereits wenige Schlüsselreize wie z. B. eine männliche versus eine weibliche Computer-
stimme oder ein deutscher versus persischer Vorname genügen, um Roboter einer
sozialen Gruppe zuzuweisen. Mit einer solchen Zuordnung werden meist unbewusst
bestimmte Stereotypen aktiviert, was sich wiederum auf das Interaktionsverhalten mit
dem Roboter auswirken kann. So zeigten Häring et al. (2014), dass Versuchspersonen
bevorzugt mit Robotern kooperieren, die der eigenen sozialen Gruppe angehören.
Ein wesentlicher Akzeptanztreiber für die Roboter ist deren Fähigkeit, mit Menschen
auf sozial angemessene Art und Weise zu interagieren. Dies beinhaltet u. a. auch das
Befolgen von Höflichkeitsregeln. Eine Herausforderung bei der Interaktion ist, dass durch
das Aussprechen von Empfehlungen indirekt auf vorhandene Einschränkungen oder Ver-
säumnisse der Nutzerinnen und Nutzer hingewiesen wird. Damit besteht die Gefahr, dass
sich die Menschen bevormundet oder peinlich berührt fühlen könnten. In solchen Fäl-
len können bereits Nuancen in der Formulierung einen entscheidenden Einfluss auf die
Wahrnehmung des Roboters und die Annahme der Empfehlungen haben. Daher ist es
wichtig, bei der Formulierung der Empfehlungen die richtige Balance zu finden: Roboter
sollten Menschen zwar auf überzeugende Weise auf mögliche Aktivitäten hinweisen, die
deren Wohlbefinden steigern können, aber ohne bevormundend wahrgenommen zu wer-
den. Intelligent ausgewählte Höflichkeitsstrategien könnten hierbei hilfreich sein und die
Akzeptanz des Roboters durch die Menschen fördern (Hammer et al. 2016).
4.6 Wirkung von sozialen Robotern
Eine Reihe von Studien weist auf die positiven Effekte von sozial interagierenden Robo-
tern hin. So können Roboter bei älteren Menschen das Gefühl der Einsamkeit lindern,
soziale Interaktionen mit anderen Menschen stimulieren und damit insgesamt zu einer
Steigerung der Lebensqualität beitragen.
Einsamkeit ist ein häufiges Phänomen bei älteren Menschen, das sich negativ auf die
mentale Gesundheit auswirken kann (Losada et al. 2012). Häufig wird der Kritikpunkt
vorgebracht, dass Roboter keine echte Zuwendung ersetzen können. Cohen-Mansfield
et al. (2012) haben in einer Studie festgestellt, dass Roboter zwar zur Stimmungs-
aufhellung von Demenzpatienten beitragen können, aber nicht die Wirkung von
zwischenmenschlichen Kontakten erzielen. Nichtsdestotrotz gibt es Evidenz für den
therapeutischen Nutzen von simulierten sozialen Stimuli. So können Roboter Demenz-
patienten dazu anregen, mit ihrem sozialen Umfeld zu interagieren. Untersuchungen
zeigen, dass soziale Roboter selbst häufig zum Thema für Gespräche mit Pflegern oder
Verwandten werden und somit eine Art Vermittlerrolle einnehmen. Denkbar ist auch,
dass Enkelkinder oder andere Verwandte häufiger zu Besuch kommen, da sie neugierig
auf den Roboter sind (Sharkey und Sharkey 2012).
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