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94 K. Hauer
5.2.1 Szenario 1: Kognitive Assistenz – Navigationspfad in fremder
Umgebung
Hintergrund/Beschreibung
Das Testszenario untersucht die Effektivität eines auditiven Assistenzsystems zur Navi-
gation in fremder Umgebung. Orientierungsprobleme in fremder Umgebung sind häufig,
nicht nur bei älteren Menschen, kognitiv geschädigte Personen sind besonders betroffen.
Ein typisches Setting sind komplexe Raumstrukturen in großen Gebäuden, wie z. B.
Krankenhäusern.
Die untersuchte auditive Navigationshilfe wird unterstĂĽtzt durch verschiedene kom-
plexe Assistenzmodule, die fĂĽr das Projekt entwickelt und erfolgreich validiert wurden
und in der MOBOT-Mobilitätsplattform integriert sind: Lokalisation (eigene Position),
Kontexteinordnung der Position (Umgebung), Pfadfindung (Direktion) und Instruktion.
Die auditiven Instruktionen werden als kurze, standardisierte Sprachbefehle (audio
cues) (z. B. links, geradeaus fahren) während der Rollatornutzung kontextnah aus-
gegeben (vgl. TomTom-System beim Autofahren). Die Orientierung des Systems beruht
auf vorinstallierten Informationen zum Raum (kartenbasiertes, systeminternes Modul)
in Verbindung mit vorinstallierten „guard points“ (externe Sensormodule im Raum)
mit assoziierten „audio-tokens“. Das kognitive Assistenzmodul erlaubt eine optimierte
Anpassung. Die Forschungsfrage bezieht sich auf die Effekte eines solchen Navigations-
systems in einem typischen Setting (Krankenhauskorridore) bei einer typischen Nutzer-
gruppe hochbetagter, multimorbider Menschen mit und ohne kognitive(r) Schädigung.
Studiendesign
Ein 2 × 2-Studiendesign wurde gewählt, um die beiden Untersuchungsgruppen (kognitiv
intakt [MMSE > 26] vs. geschädigt [MMSE ≤ 26]) unter zwei unterschiedlichen Kondi-
tionen (unterstĂĽtzter vs. nicht unterstĂĽtzter Navigation) zu untersuchen.
Experimentelles Design
Als Testumgebung wurde ein Navigationskurs in einem für die Anwendung repräsentati-
ven Setting gewählt: Korridore in einem Krankenhaus (Bethanien-Krankenhaus, Heidel-
berg). Der Navigationskurs wurde in zwei Teilstrecken aufgeteilt. Der erste Teil fĂĽhrte
vom Startpunkt bei einem Aufzug einer Akutstation einen Korridor entlang, durch die
Haupteingangshalle zur Krankenhauskapelle, dem ersten Zielort (kĂĽrzeste Wegstrecke
45 m). Die zweite Teilstrecke fĂĽhrte von der Kapelle durch die Haupteingangshalle, ent-
lang des Korridors zum Aufnahmezentrum des Krankenhauses (kĂĽrzeste Wegstrecke
55 m) (siehe Abb. 5.2).
Beide Untersuchungsgruppen absolvierten einen identischen Navigationskurs. Die
Teilnehmer, die durch das MOBOT-Navigationssystem unterstĂĽtzt wurden, erhielten
auditive Hinweise (audio cues) an kritischen Wegpunkten, sobald sie sich einer kri-
tischen Zone näherten. Jeder Hinweis wurde alle drei Sekunden wiederholt, bis der
Teilnehmer die Zone wieder verlassen hatte. Die nicht assistierte Gruppe war bei der
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