Page - 108 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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II.
SAMMELSTRATEGIEN108
Kaiser adressiertes, verschiedene Porträts enthaltendes Portefeuille mit der
Bemerkung, er wolle nun die verbliebenen 500 Blätter nachreichen und bitte
um eine Empfangsbestätigung, um die Bezahlung aus der k.k. Privatkasse
entgegennehmen zu können.343 Der Vorsteher der Privatbibliothek, Peter
Thomas Young, verweigerte ihm die Bestätigung und richtete seinerseits ein
Schreiben an den Kaiser, in welchem er sich gegen den Ankauf aussprach,
da dieser zum einen mit einem Gesamtwert von 1000 Dukaten sehr teuer
käme und zum anderen die ohnehin schon beträchtliche Anzahl an Doublet-
ten in der Sammlung noch erhöhen würde.344 Der Kaiser antwortete ihm vier
Tage später: „Vor allem haben Sie sich die Überzeugung zu verschaffen, daß
Ich ihm Skall wirklich zugestanden habe, die fräglichen 500 Stücke Portraits
nachzuliefern, und Mir sodann das Erhobene vorzulegen. Es verstehet sich
übrigens von selbst, daß, wenn diese Anzahl übernommen werden sollte,
nur Portraits anzunehmen seyn, von welchen keine Doubletten in Meiner
Sammlung vorhanden sind.“345
Skall überreichte daraufhin 500 Blätter zur Einsicht, worunter sich al-
lerdings nur 20 fanden, die noch nicht in der kaiserlichen Porträtsammlung
vorhanden waren und welche der Kaiser auch einbehielt. Nun richtete sich
Skall in einem Schreiben an den Kaiser, in dem er diesen um eine Aufwands-
entschädigung bat, da er ihm nur 20 Porträts, darunter vier Handzeichnun-
gen, abgenommen habe, er aber wegen der Anschaffung der noch in seinem
Besitz befindlichen 450 Porträts, für die er eigentlich 4050 fl. hätte erhalten
sollen, erhebliche Auslagen hatte.346 Hierauf reagierte wiederum Young in
einem mehrseitigen Schreiben, in dem er Skall zunächst nochmals vorhielt,
von der vereinbarten Lieferung von 800 Blättern im Jahr 1813 lediglich 300
abgegeben zu haben. Zu dessen Rechtfertigung, die im selben Jahr erfolgte
Anstellung im Oberststallmeisteramt hätte ihn an den weiteren Lieferungen
gehindert, merkte Young an, es wäre ihm durchaus möglich gewesen, die
Vereinbarung zu erfüllen, zumal sich die noch zu liefernden 500 Stück 1812
bereits in dessen Besitz befanden und er diese nur mehr auf Papier aufzuzie-
hen und abzuliefern brauchte. Zu Skalls gegenwärtiger finanzieller Misslage
merkte Young an:
Allein! wie kann Skall mit gutem Gewissen von einem – ihn treffenden Scha-
den reden? – Er, der bey den bis 2. August 1813 gelieferten 8425 St. Por-
traits zu dem akkordierten Durchschnittspreise von 9f – W[iener] W[ährung]
343 ÖNB, BAG, FKBA03027(1), 25.04.1820.
344 Ebenda.
345 Ebenda.
346 ÖNB, BAG, FKBA03027(2), Allerunterthänigstes Promemoria […], 30. August 1820.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur