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derzweitenPiS-RegierunginPolenab2015. ImZugedessenverankertendieunga-
rischenundpolnischenmnemonicwarriors2 die neueSicht auf dieVergangenheit
etwa in der Präambel der ungarischen Verfassung von 2011 sowie im polni-
schen sogenannten ‚Holocaust-Gesetz‘ von 2018. Wie wirkt sich die aktuelle
demokratiepolitische Verfasstheit des jeweiligen Staates also auf dieMuseen
alszentraleSchlachtfelder ihrerGeschichtspolitikaus?
DieuntersuchtenLänderundGedenkmuseen lassen sich inmehrerleiHin-
sichtals ‚postsozialistisch‘begreifen:
It isworthnoting thatwhenwetalkaboutpost-communistmemory,wedonotonlymean
thememoryof communism,but thewhole spectrumof phenomena regarding socialme-
moryandmemorypolicy thatoccurred inEasternEuropeafter thebeginningof thepoliti-
calandsocial transformation. (Głowacka-Grajper2018,2)
Dies umfasst drei Bereiche: die Suche nach einer neuen nationalen Identität
undGeschichtsschreibungnach 1989 imAllgemeinen, denneuenFokus auf in
der sozialistischenÄramarginalisierte oder gar gänzlich tabuisierteEreignisse,
Gruppen und ihre Erinnerungen– vor allem, aber nicht nur in Bezug auf den
ZweitenWeltkrieg und die Kriegsendphaseverbrechen– sowie schließlich den
UmgangmitdersozialistischenÄraselbst.
Verglichenwerden hier zehn postsozialistische Gedenkmuseen im natio-
nalenund internationalenKontext:dasMuseumderOkkupationen inTallinn,
dasMuseumderOkkupationLettlands, dasMuseumderGenozidopfer inVil-
nius, dasMuseumdesWarschauer Aufstands, dasMuseumder Kleinen Fes-
tungunddasGhettomuseuminderGedenkstätteTheresienstadt,dasMuseum
desSlowakischenNationalaufstands inBanskáBystrica,dasHausdesTerrors
und das Holocaust-Gedenkzentrum in Budapest, das Zeitgeschichtemuseum
inLjubljana sowie das Jasenovac-Gedenkmuseum inKroatien.Auchwirddas
Fehlen solcher dem Zweiten Weltkrieg gewidmeter Gedenkmuseen in Sofia
und Bukarest analysiert. Museen der Revolution und Zeitgeschichteabteilun-
gennationalerMuseenwurdendortnach1989zurÜberarbeitunggeschlossen
undnichtwiedereröffnet.
2 Michael Bernhard und Jan Kubik zufolge ziehen diesemnemonic warriors eine scharfe
Trennlinie zwischen sich selbst als denalleinigen InhaberInnenhistorischer ‚Wahrheit‘und
der ‚falschen‘ Geschichtsversion anderer AkteurInnen. Ihre unidirektionale Betrachtungs-
weisemythologisiertmeistein ‚goldenesZeitalter‘undgehtmissionarischvor,angeblichver-
fälschendeSichtweisenmüssendelegitimiertodergarverunmöglichtwerden. (Bernhardund
Kubik2014, 13) 1 Einleitung 3
Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Title
- Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
- Subtitle
- Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Author
- Ljiljana Radonić
- Publisher
- DE GRUYTER
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-072205-5
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 338
- Keywords
- Gedenkmuseen, postsozialistische Transformationsprozesse, Zweiter Weltkrieg, Europäisierung der Erinnerung, Universalisierung des Holocaust, Geschichtspolitik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Geschichte Nach 1918