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4 DerZweiteWeltkrieg imMuseum
Verbrechen imZugeder erstenund zweiten sowjetischenBesatzung imBaltikum
unddie staatssozialistischenRepressionen imAllgemeinen konnten selbstredend
vor 1989 inAusstellungen indenbetroffenenLändernnicht thematisiertwerden.
Museen,derenGegenstandderWiderstandgegendieNS-Besatzungundzueinem
gewissenGradauchdieOpfer des ‚DrittenReichs‘und seinerKollaborateurInnen
waren, existiertenhingegen teilweise bereits seit der unmittelbarenNachkriegs-
zeit–wennauch stark vonder jeweiligenAusprägungdes staatssozialistischen
NarrativseingefärbtundmitvielenAusblendungen.DieExistenzsolcherMuseen
erlaubtesuns, zunächstdenWandeldes sozialistischenNarrativs amBeispiel
dreierGedenkmuseenbzw.vorallemdernoch indenMuseenerhältlichenda-
maligenKataloge undGuides darzustellen, umdannden nach 1989 im Zuge
des Transformationsprozesses erfolgten Bruch sowie die Veränderungen im
ZugederEU-BeitrittsbemühungenunddieneuestenEntwicklungenherauszu-
arbeiten. Jenachdem,wannwelchesMuseumeröffnetwurde,betritt esalso in
denfolgendenchronologischaufgebautenKapitelndieBühne.
4.1 Vor1989:DieMuseenindersozialistischenÄra
VondenzehnhieruntersuchtenMuseenexistiertendreibereits langevor 1989:
Theresienstadt seit 1947 sowie Jasenovac und das Museum des Slowakischen
Nationalaufstands seit den liberaleren 1960er Jahren.38AufdenerstenBlicker-
scheint das von der jeweiligen Kommunistischen Partei forcierte dogmatisch-
38 Aus der sozialistischen Ära habe ich sieben Guidebooks bzw. Fotobände aus Theresien-
stadt, sechsGuidebooksaus Jasenovacundzwei ausBanskáBystrica einerDiskurs- undBild-
analyse unterzogen, ergänzt umSekundärliteratur, die denWandel derMuseen erörtert. Die
früherenAusstellungen selbst sindnicht dokumentiert, konnten alsonicht analysiertwerden
undauchdieMuseumspublikationenunterscheiden sich zumTeil stark. Bei den tschechisch-
unddeutschsprachigenausTheresienstadthandelt es sichvorallemumdurchweltanschauli-
cheDeutungengerahmteRundgängedurchdieGedenkstätte respektiveumFotobände.Sieer-
laubeneinedetaillierteAnalysedesWandelsdesNarrativsunddesvisuellenMaterials, gehen
aber bis auf jene aus 1988kaumbis garnicht auf dieAusstellung inderKleinenFestung ein.
ImGegensatzdazuhattedasslowakischeMuseumnurnochzwei (slowakischsprachige)Publi-
kationenausder spätensozialistischenZeit archiviert,die jedochvieleAufnahmenderbeiden
Ausstellungsräume zeigen. Auch liegt hier umfangreiche Sekundärliteratur zu der etwa alle
zehn Jahrewechselnden ständigenAusstellungunddenÄnderungenvor. ImkroatischenFall
habenwirbeides, sechs (serbo-)kroatischsprachigePublikationenvomersten Jahrder Institu-
tionbis1986,undSekundärliteraturüberdenWandelderAusstellungen.
OpenAccess.©2021LjiljanaRadonić,publiziertvonDeGruyter. DiesesWerk ist lizensiert
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https://doi.org/10.1515/9783110722055-004
Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Title
- Der Zweite Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen
- Subtitle
- Geschichtspolitik zwischen der ‚Anrufung Europas‘ und dem Fokus auf ‚unser‘ Leid
- Author
- Ljiljana Radonić
- Publisher
- DE GRUYTER
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-072205-5
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 338
- Keywords
- Gedenkmuseen, postsozialistische Transformationsprozesse, Zweiter Weltkrieg, Europäisierung der Erinnerung, Universalisierung des Holocaust, Geschichtspolitik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
- Geschichte Nach 1918