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Christian Kaier, Xenia van
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nen und Autoren kann es für die Zeitschriftenauswahl beispielsweise auch
hilfreich sein, die eigenen Literaturzitate daraufhin zu prüfen, welche Zeit-
schriften darin besonders häufig vorkommen, sowie Fachkolleginnen und
-kollegen zu ihren Erfahrungen und Einschätzungen zu befragen. Bei einer
konkreten Publikationsentscheidung wird aber neben der Reichweite eines
Mediums auch dessen Leserschaft eine große Rolle spielen: Autorinnen und
Autoren wollen nicht unbedingt möglichst viele, sondern die für sie relevan-
ten Personen erreichen. Für eine diesbezügliche Einschätzung ist besonders
viel fachspezifische Erfahrung nötig. Die Reputation einer Zeitschrift ergibt
sich wiederum aus der Einschätzung einer Fachcommunity, die nicht zwin-
gend objektiven Kriterien folgt oder auf verkürzenden Indikatoren wie dem
Journal Impact Factor beruht. Sie ist deshalb seriös kaum messbar und zeigt
die Grenzen einer Beratungstätigkeit für Fachfremde auf.
Die Entscheidung für ein Publikationsmedium ist weitreichend: ist eine
Arbeit eingereicht, ist ein Zurückziehen oft nicht mehr möglich, was insbe-
sondere bei betrügerischen Anbietern (Predatory Publishers, siehe den Bei-
trag »Qualitätssicherung und Predatory Publishing« in diesem Band) zum
Problem werden kann. Gemäß den Einreichbestimmungen von Verlagen
ist weiters eine (parallele) Einreichung bei mehr als einer Zeitschrift meist
nicht zulässig. Wird eine Zeitschrift mit besonderem Renommee, aber auch
mit einem hohen Anteil abgelehnter Einreichungen (Rejection Rate) gewählt,
steigt die Wahrscheinlichkeit einer Ablehnung des Manuskripts und damit
einer deutlichen Verzögerung der Publikation, die im Anschluss bei einer
anderen Zeitschrift neu eingereicht werden muss.
Zwar bieten einige große Verlage Werkzeuge für die Auswahl einer pas-
senden Zeitschrift an, diese dienen aber vor allem dazu, verlagseigene Zeit-
schriften zu empfehlen. Ein unabhängiges Tool für die Zeitschriftenwahl ist
etwa Think.Check.Submit,30 das Unterstützung bei der Prüfung der Seriosi-
tät von Zeitschriften bietet. Bibliothekskataloge und -datenbanken wie die
EZB ermöglichen es, fachlich infrage kommende Zeitschriften zu recher-
chieren. Bibliothekarinnen und Bibliothekare können also mit ihren Kennt-
nissen unabhängige Hilfestellung und Orientierung bei der Zeitschriften-
auswahl bieten. Die Bestimmung der »Relevanz« und des »Impact« einer
Zeitschrift ist zu einer eigenen Wissenschaft geworden und wird im Beitrag
»Bibliometrie« näher behandelt.
30 https://thinkchecksubmit.org/
Publikationsberatung an Universitäten
Ein Praxisleitfaden zum Aufbau publikationsunterstützender Services
- Title
- Publikationsberatung an Universitäten
- Subtitle
- Ein Praxisleitfaden zum Aufbau publikationsunterstützender Services
- Authors
- Karin Lackner
- Lisa Schilhan
- Christian Kaier
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5072-7
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Wissenschaftliches Publizieren, Publikationsberatung, Bibliothek, Informationswissenschaft, Bibliothekswissenschaft, Universität, Verwaltung, Wissenschaft, Bildung
- Category
- Medien