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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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Page - 8 - in Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne

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Als Dichter und Kritiker hĂ€tte Schaukal die zunehmende LesefĂ€higkeit als VergrĂ¶ĂŸerungdes literarischenMarktesgutheißenkönnen.Docherstenssteigerte siedieNachfragenachpopulĂ€renundfeuilletonistischenLesestoffen,Genres,die ernichtbedienenmochte,undzweitensermöglichtesiebildungsfernenSchichten kulturelleTeilhabeundpolitischenAustausch.21AlsVerfechterdesStĂ€ndestaates befĂŒrwortete Schaukal keineswegs dieDemokratisierungdes Lesens oderAktivi- tĂ€tendes ‚drittenStandes‘ indenFeldernBildungundKultur.LautBourdieusind KĂŒnstlerundIntellektuelle hin-undhergerissenzwischenihremInteresse [...] anderEroberungdesMarktesdurchdie entsprechendenUnternehmungen, sicheinbreitesPublikumzuerschließen,undanderer- seits der Ă€ngstlichen Sorge umdie ExklusivitĂ€t ihrer Stellung imKulturleben, die einzige objektive Grundlage ihrer Außergewöhnlichkeit; sie unterhalten daher zu allem,wasmit „DemokratisierungderKultur“zutunhat,eineĂ€ußerstambivalenteBeziehung[...].22 „KeinBlatt ist je stĂ€rker gelesen als dieses. GanzWienwird nolens volensGe- nosse“, schreibt Anton Kuh (1890–1941) 1918 in einemEssay ĂŒber die Bedeu- tung der Arbeiter-Zeitung,23 die Schaukal ebenso abonniert hatte wie Die Fackel.ÄhnlichKarlKraus,derdasZeitungswesen inAnspielungaufseine irra- tionale Bannkraft und Druckerfarbe als ‚schwarze Magie‘ bezeichnete, lehnte SchaukaldieVermischungvonLiteraturundBerichterstattungstriktab.Schuld am„geistigenRuinderWienerGesellschaft“ trĂŒgendieaufdieFormbedachten Zeitungen und das Kaffeehaus; die ausgedehnten, mit dem Zeitunglesen ver- bundenen Kaffeehausbesuche verkĂ€men zum Ă€sthetischen Selbstzweck und verringerten die Zeit, welche der kulturellen Bildung undmoralischen Erzie- hung dienen sollte, so 1891 der sozialliberale Kulturpublizist und zeitweilige RedakteurderArbeiter-ZeitungEdmundWengraf (1860–1933).24 In der Kritik standen somit Praktiken (ZeitungslektĂŒre und Kaffeehausbe- such),diediegesellschaftlichenGrenzeneinebneten.AuchdieTheatralisierung derGesellschaftunddieDekorationsmaniedes Jugendstilswurdenmitdermo- ralischen Degeneration in Zusammenhang gebracht. Dabei entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass Schaukals frĂŒheDichtung dem literarischenOrna- ment verpflichtetwarundseineBeitrĂ€ge inebenjenenPublikationsorganener- schienen, diewegender EntwicklungdesRotationsdrucks auch inWien einen 21 Vgl.Osterhammel:DieVerwandlungderWelt,S. 1120. 22 Bourdieu:Die feinenUnterschiede,S.361. 23 AntonKuh:WienohneZeitung. In:Kuh: Zeitgeist imLiteratur-CafĂ©. Feuilletons,Essaysund Publizistik.NeueSammlung.Hg.vonUlrikeLehner.Wien/MĂŒnchen1983,S.26–29,hierS.28. 24 EdmundWengraf:KaffeehausundLiteratur. In:DieWienerModerne.Literatur,Kunstund Musik zwischen 1890 und 1910 Hg. von Gotthart Wunberg. Stuttgart 2006, S. 638–642, hier S.639. 8 Einleitung:WiderspruchsgeisteinesBeamtendichters
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Title
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Author
Cornelius Mitterer
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Location
Berlin
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
312
Categories
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