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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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Velázquez’ (1599–1660) Infanten-Portrait bis Giorgiones (1478–1510) Die drei Philosophen,dasüberdemSchreibtisch imBüroangebrachtwar.28 ÜberdasSammeln,RezipierenundVerschriftlichen in jeglicherForm– lite- rarischwieamtlich,privatwieöffentlich–definiertesichderdichtendeBeamte. Dasmagmit Blick auf Ausbildungsgrad und soziale Herkunft des Kaufmanns- sohnesplausibel erscheinen.LesenundSchreibendientendemJungdichter zur Einübungder Codes einer dominierendenKlasse, die kennerhaft über ‚legitime Kunst‘debattierte.UmZugangzudenselbstberufenenBewahrerndieserKunst- auffassungzuerhalten,bedurfteesdesWissensumdiskursiveUmgangsformen, eines gehobenen Soziolekts, mithilfe dessen ästhetische Themen und günstige Positionen imSozialraumverhandeltwerdenkonnten. Schaukalwardarumbe- müht,mitpointiertenGeschmacksurteilendensozialenAufstiegnachaußenzu verkörpern.29 Es ist dabei bezeichnend, dass er in der erstenHälfte seiner über 50 Jahre andauernden schriftstellerischen Tätigkeit insgesamtmehr publizierte–dabei häufigerGedichteundProsa–als inderzweitenHälfte,wollteer sichdoch ins- besondere in jungen Jahren imkulturellen Feld als ‚Aufstrebender‘ gegenüber den ‚Etablierten‘behaupten.Die Lyrik und ihre hermetischeWirkung, die sich dem direkten Verständnis entziehen und mithilfe einer überkommenen Gat- tungshierarchie zum sozialen Distinktionsmerkmal erheben kann, stellte für SchaukalsAnsprüchedie idealeFormdar. Siewarauchdie einzige,der er sein Leben langtreublieb. 1918, also gegenMitte seiner literarischen Karriere, erfolgte die Erhebung indenAdelsstanddurchKaiser Karl I. (1887–1922), in demer jedochnurmehr für wenige Monate offiziell verbleiben konnte. Mit dem Ende der Monarchie quittierte Schaukal denStaatsdienst, inskribierte sich inDeutscher undRoma- nischer Philologie anderUniversitätWienundwidmete sich seiner nicht sehr lukrativenTätigkeitalsDichterundKritiker. MitBlickaufdiewechselseitigeDurchdringungvon technischenNeuerungen, gesellschaftlichen Veränderungen, Selbstentwürfen in und mittels traditioneller sowiesichneuetablierenderKulturpraktiken lässt sichdasNetzalsMetapherher- anziehen, um die Vielbezüglichkeit der Moderne zu charakterisieren. Schaukal verfügteübereinweitverzweigtes,dynamischesNetzwerk.30Zuseinenzahlreichen 28 DiesenHinweisverdanke ichClaudiaGirardi,geb.Warum. 29 Vgl. Bourdieu: Die feinen Unterschiede, S. 18–19; zu Schaukals Geistesadel vgl. Girardi: DerDichterRichardvonSchaukalals„Konservator“dergutenaltenZeit,S. 288–289. 30 Das vonderWienbibliothek imRathaus angefertigteNachlass-Verzeichnis listet über 900 Personen,mit denen er schriftlich verkehrte; vgl. Nachlass Richard von Schaukal: ZPH 846. http://share.obvsg.at/wbr02/LQH0000768-1201.pdf (zuletztaufgerufenam31. Juli 2019). 10 Einleitung:WiderspruchsgeisteinesBeamtendichters
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Title
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Author
Cornelius Mitterer
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Location
Berlin
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
312
Categories
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