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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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Woolfs (1882–1941)A Sketch of the Past (1939) wesentlich zu seiner Durchset- zungbeigetragen.64 WĂ€hrend ‚LifeWriting‘hiernichtverwendetwird,stehen ‚Lebensdarstellung‘, ‚Lebensbeschreibung‘ oder ‚Lebensschilderung‘ als Synonyme fĂŒr ‚Biographie‘. DieBegriffe ‚Lebensgeschichte‘und ‚LebenserzĂ€hlung‘ vermittelndieVorstellung von linearen, sogar kausal-logischenAblĂ€ufenoder kontinuierlichenEntwicklun- gen eines Lebens und werden daher vermieden. Die vorliegende Untersuchung verzichtet ebenso auf den soziologischen Terminus ‚Lebens(ver)lauf‘. Dieser ist insofern irrefĂŒhrend,alserEntwicklungensuggeriertundaufRudimentedesDrei- stufenmodells idealtypischer bĂŒrgerlicher LebenslĂ€ufe zurĂŒckgreift, nĂ€mlichAus- bildung, eine langePhase des Erwerbslebensunddie abschließendeRuhephase. WĂ€hrend spĂ€testens diemoderne ErzĂ€hlliteratur dieses teleologischeModell ver- abschieden konnte, tragen konventionelle Biographien oft noch das Etikett ‚Ent- wicklung‘, eineVorstellungvonfortschreitenderundzielgerichteterZeitlichkeit.65 Der ‚Lebenslauf‘ hat Anfang und Ende sowie dazwischen liegende, an- handdesAlters bestimmbareundkulturell festgelegtePhasen, alsoKindheit, Jugend, Erwachsenenalter. Avancierte Biographien gehenĂŒber diese Struktu- rierung hinaus und beziehen etwa auch die Vorgeschichte, das Nachleben oder die Perspektive des Biographenmit ein, um ĂŒbergeordnete Zusammen- hĂ€nge abzubilden. Diese Biographien richten (im wissenschaftlichen Ideal- fall) ihren Blick auf gesellschaftliche wie literarische Konstruktionen und reflektieren strukturelle ProzesseundMechanismen, die zu einer bestimmten Vorstellung von Leben und einermöglichen biographischen Version fĂŒhren. WĂ€hrend„Lebenslauf“alsodiezeitlichmessbare„Evidenz“darstellt, verweist die Biographie auch auf die „Konstruktion“ von LebenslĂ€ufen, so Bernhard Fetz: „DiebeidenSeiten zusammenzudenken, trifft denheißenKern jeglicher TheoriederBiographie.“66 Die vorliegende Studie verwendet ‚Lebenslauf‘ entsprechend den AusfĂŒh- rungen Pierre Bourdieus. Der Soziologe meint damit die nicht zielgerichteten undnicht linear verlaufenden, individuellenMöglichkeiten fĂŒr Positionenwech- sel von Akteuren innerhalb der Felder im sozialen Raum.67 Dieser Blickwinkel betrachtet Lebennicht als chronologischenAblauf, sonderndieAkteure jenach ihrerPositionindersozialenWelt. 64 Vgl. Zachary Leader: Introduction. In: On Life-Writing. Hg. von Zachary Leader. Oxford 2015, S. 1–6, hier S. 1. AußerdemManfredMittermayer: Die Autobiographie im Kontext der ‚Life-Writing‘-Genres. In:DieBiographie–ZurGrundlegung ihrerTheorie,S.69–101. 65 Vgl.Fetz:DievielenLebenderBiographie,S. 18. 66 Fetz:DievielenLebenderBiographie,S. 51–53 67 Vgl.Bourdieu:Die feinenUnterschiede,S. 188–189. 16 Einleitung:WiderspruchsgeisteinesBeamtendichters
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Title
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Author
Cornelius Mitterer
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Location
Berlin
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
312
Categories
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