Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Page - 74 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 74 - in Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne

Image of the Page - 74 -

Image of the Page - 74 - in Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne

Text of the Page - 74 -

Die christlich philosophische Stoßrichtung des Paratextes setzt sich fort. Schaukal verklĂ€rt in denerstenSeitenKunst als religiösesMysteriumundher- metisch abgetrenntes Gesellschaftsfeld, das nur ‚Ein-Geweihten‘ aus der Kaste des Geistesadels zugĂ€nglich sei: Kunst sei „ein verschlossenes Gebiet, eine Gralsburg, die Berufene hĂŒten [. . .]. Krauswird immerwieder Armseligenwie ZurĂŒckhaltenden als eitel gelten,weil sie seinenAnspruch auf denunsichtba- renKronreifgarnicht inBetrachtzuziehen imstandesind.“84 Wesentlich fĂŒr SchaukalsKraus-Essay ist aber vor allemderAnspruchdes Interpreten an seinen zum „Idealkonkurrenten“ erhobenen Widerpart.85 Er stellt Kraus zuBeginn als „Gleichstrebenden“und „ungleichenWahlverwand- ten“ vor,86 der, wie er selbst, einem „Bunde von AlleingĂ€ngern“ angehöre.87 DiepuristischeGeistesarbeit zieheunweigerlich Isolationnachsich.KarlKraus ist keinemythographischeÜberhöhung der behandelten Person,wie sie Ernst Bertram(1884–1957) 1918mitNietzsche.VersucheinerMythologievorgelegthat; Schaukal schildert sein biographisches Objekt als außerhalb der Gesellschaft stehenden genialen ‚Sonderling‘, als dĂŒsterenDoppelgĂ€nger seiner selbst. FĂŒr denkonsequentenmythischenZugriff fehltdiegenerationaleDistanzundAura des verstorbenenHelden. Krauswar bei Veröffentlichung des Essays noch am LebenundgenausoaltwiederVerfasserdesBildnisses. SchaukalwĂ€hlte fĂŒrdiesubjektivgeprĂ€gtebiographischeHerangehensweise immerwiederAkteuredes literarischenFeldes,mitdenen ihnnichtnurdieselbe Generationslagerung, sondern auch der Generationszusammenhang verband, so etwaFrankWedekind,PeterAltenberg (1859–1919)oderAndrĂ©Gide (1869–1951). ÜberdenselbenGeburtszeitpunkt imselbenhistorisch-sozialenRaumsowieĂŒber diePartizipationangemeinsamenprĂ€gendenSchicksalenhinauszielteSchaukal auf dieHerstellung einerGenerationseinheit.Mitglieder einerGenerationseinheit sind nicht nur per Zufallmiteinander verbunden, sie lassen sich einer sozialen Gruppe zuordnen und reagieren auf die geistigen Strömungen der Zeit in ver- gleichbarerWeise.88 SchaukalsEssayspart lebensgeschichtlicheFaktenzuKrausebensoostenta- tivauswiedessenLeistungenunddieEinflĂŒsseaufdasWienerKulturleben.Ver- gleiche mit Philosophen, allen voran Pascal (1623–1662), sowie aphoristische SinnsprĂŒche und persönliche Lebensansichten werden assoziativ miteinander 84 Schaukal:KarlKraus,S.43–44. 85 Scheuer:Biographie,S.83. 86 Schaukal:KarlKraus,S. 11–12. 87 Schaukal:KarlKraus,S. 14. 88 Vgl.KarlMannheim:DasProblemderGeneration. In:Mannheim:Wissenssoziologie.Aus- wahlausdemWerk.Hg.vonKurtH.Wolff.Berlin/Neuwied1964,S. 509–565,hierS. 541–555. 74 I PoseundSubjektivierung imLebenRichardSchaukals
back to the  book Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne"
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Title
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Author
Cornelius Mitterer
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Location
Berlin
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
312
Categories
Weiteres Belletristik
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne