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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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Die christlich philosophische Stoßrichtung des Paratextes setzt sich fort. Schaukal verklärt in denerstenSeitenKunst als religiösesMysteriumundher- metisch abgetrenntes Gesellschaftsfeld, das nur ‚Ein-Geweihten‘ aus der Kaste des Geistesadels zugänglich sei: Kunst sei „ein verschlossenes Gebiet, eine Gralsburg, die Berufene hüten [. . .]. Krauswird immerwieder Armseligenwie Zurückhaltenden als eitel gelten,weil sie seinenAnspruch auf denunsichtba- renKronreifgarnicht inBetrachtzuziehen imstandesind.“84 Wesentlich für SchaukalsKraus-Essay ist aber vor allemderAnspruchdes Interpreten an seinen zum „Idealkonkurrenten“ erhobenen Widerpart.85 Er stellt Kraus zuBeginn als „Gleichstrebenden“und „ungleichenWahlverwand- ten“ vor,86 der, wie er selbst, einem „Bunde von Alleingängern“ angehöre.87 DiepuristischeGeistesarbeit zieheunweigerlich Isolationnachsich.KarlKraus ist keinemythographischeÜberhöhung der behandelten Person,wie sie Ernst Bertram(1884–1957) 1918mitNietzsche.VersucheinerMythologievorgelegthat; Schaukal schildert sein biographisches Objekt als außerhalb der Gesellschaft stehenden genialen ‚Sonderling‘, als düsterenDoppelgänger seiner selbst. Für denkonsequentenmythischenZugriff fehltdiegenerationaleDistanzundAura des verstorbenenHelden. Krauswar bei Veröffentlichung des Essays noch am LebenundgenausoaltwiederVerfasserdesBildnisses. Schaukalwählte fürdiesubjektivgeprägtebiographischeHerangehensweise immerwiederAkteuredes literarischenFeldes,mitdenen ihnnichtnurdieselbe Generationslagerung, sondern auch der Generationszusammenhang verband, so etwaFrankWedekind,PeterAltenberg (1859–1919)oderAndréGide (1869–1951). ÜberdenselbenGeburtszeitpunkt imselbenhistorisch-sozialenRaumsowieüber diePartizipationangemeinsamenprägendenSchicksalenhinauszielteSchaukal auf dieHerstellung einerGenerationseinheit.Mitglieder einerGenerationseinheit sind nicht nur per Zufallmiteinander verbunden, sie lassen sich einer sozialen Gruppe zuordnen und reagieren auf die geistigen Strömungen der Zeit in ver- gleichbarerWeise.88 SchaukalsEssayspart lebensgeschichtlicheFaktenzuKrausebensoostenta- tivauswiedessenLeistungenunddieEinflüsseaufdasWienerKulturleben.Ver- gleiche mit Philosophen, allen voran Pascal (1623–1662), sowie aphoristische Sinnsprüche und persönliche Lebensansichten werden assoziativ miteinander 84 Schaukal:KarlKraus,S.43–44. 85 Scheuer:Biographie,S.83. 86 Schaukal:KarlKraus,S. 11–12. 87 Schaukal:KarlKraus,S. 14. 88 Vgl.KarlMannheim:DasProblemderGeneration. In:Mannheim:Wissenssoziologie.Aus- wahlausdemWerk.Hg.vonKurtH.Wolff.Berlin/Neuwied1964,S. 509–565,hierS. 541–555. 74 I PoseundSubjektivierung imLebenRichardSchaukals
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
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