Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Page - 83 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 83 - in Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne

Image of the Page - 83 -

Image of the Page - 83 - in Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne

Text of the Page - 83 -

beeinträchtigt, die gerade auf dieser ideellen Kapitalsorte basierte. An Schaukal lässt sichalsodieunterschwelligeAngstderbürgerlichen(undauchderadeligen) AkteurevordemKorrodierendesBürgertumszeigen.WieKracauer inseinerempi- risch StudieDieAngestellten (1930) darlegt, hatte sichnachdemKrieg ein ‚neuer Mittelstand‘ entwickelt, eine ‚Angestelltenmasse‘ von hybrider Sozialstrukturmit nicht eindeutiger Abgrenzung zu anderenGesellschaftsschichten.5 Das Beamten- bürgertumderHabsburgermonarchiewarnachGründungderRepublikdemProle- tariat gleichgestellt. Mit dem Verlust der verwaltungsintensiv betreuten Kronländer realisierte sicheinegesellschaftlicheAngleichungderSchichten,die– aus Sicht der Staatsbediensteten–mit umfassendemKapital- undPrestigeverlust verbundenwar. 2 Distinktionsverhalten AngesichtsdergesellschaftlichenundpolitischenVeränderungen im20. Jahrhun- dert sah sichSchaukal alsomit einer Situationkonfrontiert, die seineKapitalsor- tenzumindernoderganzzuentwertendrohte.Dabeiverkörpert er,wiemehrfach betont, eine diffuse Phänomenologie des bürgerlichen Gesellschaftsstandes. Als Schicht oder Klasse entzieht sich das Bürgertum generell einer klarenDefini- tion. Die Sozialkategorie ‚Bürger‘ schließt sowohl den kaufmännischenKlein- bürger als auch Vertreter des Wirtschafts- und Bildungsbürgertums mit ein. Herkunft, Einkommen und Berufsausübung waren um 1900 keine verlässli- chenKriterienmehr für einegesellschaftlicheZuordnung.MitAbstrichen ließe sich ein übergreifenderWertekodex und dermit Abstiegsangst gepaarte Auf- stiegswille als gemeinsame Schnittmenge des Bürgerlichen festlegen. Jürgen Osterhammel leitet aus diesem Zuschreibungsmangel ab, dass diejenigen als Bürger bezeichnet werden könnten, die sich dafür hielten.6 Allerdings igno- riert dieser Ansatz eine nicht geringe Zahl an bürgerlichenAkteuren, die Dis- tinktionspraktiken anwendeten, um keinesfalls als bourgeoise Mitglieder der Gesellschaft angesehen zuwerden.Das konnte sowohlVertreter desKleinbür- gertumsals auchPersonenmit bildungsbürgerlichemAnspruchbetreffen, die beispielsweise als Schriftsteller tätig waren. Dichtende, „nach oben deklas- siertebürgerliche Intellektuelle“würdensichehermitdemDandytypus identi- 5 Vgl. Siegfried Kracauer: Die Angestellten. Aus dem neuesten Deutschland. Frankfurt am Main 1930. – Alfred Weber machte dies bereits 1910 in seinem Aufsatz „Der Beamte“ zum Thema; vgl.Weber: Der Beamte. In: Der goldene Schnitt. Große Essayisten der Neuen Deut- schenRundschau1890–1960.Hg.vonChristophSchwerin.FrankfurtamMain1960,S.65–84. 6 Vgl.Osterhammel:DieVerwandlungderWelt,S. 1079–1081. 2 Distinktionsverhalten 83
back to the  book Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne"
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Title
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Author
Cornelius Mitterer
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Location
Berlin
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
312
Categories
Weiteres Belletristik
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne