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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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beeinträchtigt, die gerade auf dieser ideellen Kapitalsorte basierte. An Schaukal lässt sichalsodieunterschwelligeAngstderbürgerlichen(undauchderadeligen) AkteurevordemKorrodierendesBürgertumszeigen.WieKracauer inseinerempi- risch StudieDieAngestellten (1930) darlegt, hatte sichnachdemKrieg ein ‚neuer Mittelstand‘ entwickelt, eine ‚Angestelltenmasse‘ von hybrider Sozialstrukturmit nicht eindeutiger Abgrenzung zu anderenGesellschaftsschichten.5 Das Beamten- bürgertumderHabsburgermonarchiewarnachGründungderRepublikdemProle- tariat gleichgestellt. Mit dem Verlust der verwaltungsintensiv betreuten Kronländer realisierte sicheinegesellschaftlicheAngleichungderSchichten,die– aus Sicht der Staatsbediensteten–mit umfassendemKapital- undPrestigeverlust verbundenwar. 2 Distinktionsverhalten AngesichtsdergesellschaftlichenundpolitischenVeränderungen im20. Jahrhun- dert sah sichSchaukal alsomit einer Situationkonfrontiert, die seineKapitalsor- tenzumindernoderganzzuentwertendrohte.Dabeiverkörpert er,wiemehrfach betont, eine diffuse Phänomenologie des bürgerlichen Gesellschaftsstandes. Als Schicht oder Klasse entzieht sich das Bürgertum generell einer klarenDefini- tion. Die Sozialkategorie ‚Bürger‘ schließt sowohl den kaufmännischenKlein- bürger als auch Vertreter des Wirtschafts- und Bildungsbürgertums mit ein. Herkunft, Einkommen und Berufsausübung waren um 1900 keine verlässli- chenKriterienmehr für einegesellschaftlicheZuordnung.MitAbstrichen ließe sich ein übergreifenderWertekodex und dermit Abstiegsangst gepaarte Auf- stiegswille als gemeinsame Schnittmenge des Bürgerlichen festlegen. Jürgen Osterhammel leitet aus diesem Zuschreibungsmangel ab, dass diejenigen als Bürger bezeichnet werden könnten, die sich dafür hielten.6 Allerdings igno- riert dieser Ansatz eine nicht geringe Zahl an bürgerlichenAkteuren, die Dis- tinktionspraktiken anwendeten, um keinesfalls als bourgeoise Mitglieder der Gesellschaft angesehen zuwerden.Das konnte sowohlVertreter desKleinbür- gertumsals auchPersonenmit bildungsbürgerlichemAnspruchbetreffen, die beispielsweise als Schriftsteller tätig waren. Dichtende, „nach oben deklas- siertebürgerliche Intellektuelle“würdensichehermitdemDandytypus identi- 5 Vgl. Siegfried Kracauer: Die Angestellten. Aus dem neuesten Deutschland. Frankfurt am Main 1930. – Alfred Weber machte dies bereits 1910 in seinem Aufsatz „Der Beamte“ zum Thema; vgl.Weber: Der Beamte. In: Der goldene Schnitt. Große Essayisten der Neuen Deut- schenRundschau1890–1960.Hg.vonChristophSchwerin.FrankfurtamMain1960,S.65–84. 6 Vgl.Osterhammel:DieVerwandlungderWelt,S. 1079–1081. 2 Distinktionsverhalten 83
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Titel
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Autor
Cornelius Mitterer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
312
Kategorien
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