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Julia
Köstenberger42
Kritik eher positiv vermerkte.43 Zusätzlich organisierte die ÖG ein Rahmenpro-
gramm mit Vorträgen. Aufgrund der verspäteten Eröffnung erwirtschaftete die
Ausstellung ein Defizit, das letztlich die VOKS übernahm. Doch Kalina betonte
angesichts der begleitenden öffentlichen Diskussionen den politischen Nutzen
der Schau.44
Einen großen propagandistischen Erfolg auf künstlerischer Ebene erzielte
Moskau in Österreich im Sommer 1928, als das Leningrader Opernstudio bei
den Salzburger Festspielen für große Aufregung sorgte. Ausgerechnet junge
sowjetische Künstler durften als erstes ausländisches Ensemble in der Festspiel-
geschichte45 vor dem traditionsbewussten Publikum auftreten. Als das soge-
nannte „Russengastspiel“ im Vorfeld bekannt wurde, kam in Teilen der Presse
starke Kritik auf. Insbesondere das Neue Wiener Journal bauschte die Angele-
genheit zu einem „Bolschewikeneinbruch“ auf und witterte Skandale bei der
Entscheidungsfindung,46 sodass sich das Kuratorium der Festspielgemeinde zu
einer öffentlichen Klarstellung genötigt sah: Es wies auf künstlerische Gründe
für die Einladung der Leningrader hin; man habe sich entschlossen, die neuen
43 Vgl. V. Tr. [d.i. Viktor Trautzl]:
Sowjetrussische Ausstellung im Hagenbund. In:
Reich-
post (9.3.1928), S. 8.
44 Vgl. GARF R-5284/1a/108, 20:
Kalina an Kameneva, 31.3.1928; ebd., 32–33:
Kalina an
Kameneva, 14.4.1928; GARF R-5283/1a/126, 30:
An Gen. Kalina, 13.4.1929; N.N.:
Die
sowjetrussische Ausstellung in den Räumen des Hagenbundes wird morgen eröffnet.
In: Der Abend (7.3.1928), S. 8; N.N.: Sowjetrussische Ausstellung im „Hagenbund“.
In:
NFP (8.3.1928), S.
8; N.N.:
Eine Sowjetrussische Ausstellung in Wien. In:
Arbeiter-
Zeitung (8.3.1928), S. 6; N.N.: Die Eröffnung der Russischen Ausstellung im Hagen-
bund [Foto]. In:
Wiener Bilder (18.3.1928), S.
6; Lily Berényi:
Moskauer Kindertheater.
In: Die Bühne, H. 176 (1928), S. 32; N.N.: Eine Sowjet-Ausstellung in Wien. In: Das
Interessante Blatt (15.3.1928), S. 3 bzw. 8; N.N.: Sowjetrussische Ausstellung. In: ebd.
(29.3.1928), 6f.; N.N.: Hagenbund. Sowjetrussische Ausstellung. März 1928. Zedlitz-
gasse 6. Wien: Johoda u. Siegel 1928; vgl. dazu auch: Rebecca Unterberger: Ausstel-
lungen II. In: Julia Bertschik, Primus-Heinz Kucher, Evelyne Polt-Heinzl, dies.: 1928.
Ein Jahr wird besichtigt. Wien: Sonderzahl 2014, S. 30–36, hier S. 30; Köstenberger,
Otto Neurath, S. 103; dies., Kulturkontakte, S. 242f.
45 Vgl. Stephen Gallup:
Die Geschichte der Salzburger Festspiele. Wien:
Orac 1989, S.
71.
46 Privattelegramm des „Neuen Wiener Journals“:
Die Salzburger Festspiele im Zeichen
des Sowjetsterns. In: Neues Wiener Journal (14.7.1928), S. 3; Privattelegramm des
„Neuen Wiener Journals“: Der Bolschewikeneinbruch in die Salzburger Festspiele.
In:
ebd. (4.8.1928), S.
3.
– Vgl. dazu:
Köstenberger, „Bolschewikeneinbruch …“, S.
253–
256.
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
- Title
- Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
- Subtitle
- Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
- Author
- Primus-Heinz Kucher
- Editor
- Rebecca Unterberger
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-631-78199-9
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 466
- Category
- Kunst und Kultur