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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Primus-Heinz Kucher74 arbeitenden Leo Lania verbunden. Infolge seiner missglückten Remigration aus dem amerikanischen Exil (seit 1941)  und seiner Zuwendung zu biographisch- journalistischer Produktion nach 1945 ist Lania, eine schillernde Figur im Literatur- und Kulturbetrieb der Zwischenkriegszeit, aus dem Blickfeld der Lite- raturwissenschaft gerückt26  – sehr zu Unrecht, zählt er doch zu jenen Autoren, die an maßgeblichen literar-ästhetischen Debatten der 1920er Jahre hochaktiv beteiligt gewesen sind. Mit manchen Protagonisten ist er auch in engerem Kon- takt gestanden, wie zum Beispiel mit Egon E.  Kisch und Joseph Roth anlässlich ihres gemeinsamen Engagements im Verlag Die Schmiede sowie in der Debatte über das Verhältnis von Reportage und Literatur. Im Umfeld der Neuen Medien Radio und Film sind Projekte mit Béla Balázs, Bertolt Brecht, W.G. Papst und anderen diskutiert worden und zum Teil auch zustande gekommen; schließlich ist an die Debatte über das proletarische Theater zu erinnern, das er gemeinsam mit Erwin Piscator 1927/28 theoretisch wie dramaturgisch positioniert hat. Sow- jet-Russland kam dabei auf der Textebene zwar kein signifikanter Stellenwert zu, allerdings legen schon einige biographische Wegmarken eine gewisse Affinität nahe. Abgesehen von seinen frühen Kindheitsjahren im zaristischen Russland und einem etwa einjährigen Einsatz an der Galizischen Front 1916 zählte Lania 1919/20 kurzzeitig zur Führungsriege der KPÖ und kann zugleich als deren ers- ter Dissident nach einem Zerwürfnis mit Emissären der KPD im Zuge der von Moskau vorskizzierten Parteilinie angesehen werden.27 Nichtsdestotrotz ver- folgte Lania neben seiner frenetischen tagesjournalistischen Arbeit aufmerksam verschiedene Debatten innerhalb der sowjetischen Kultur- und Literaturpolitik, so zum Beispiel jene über den Stellenwert der ‚proletarischen‘ Literatur. Im Juli 1924 erschien dazu im Prager Tagblatt (und in der Folge auch in mehreren Berli- ner Zeitungen) ein Feuilleton unter dem Titel „Der Feldherr als Aesthet“. Lania entwickelt seinen bündigen und gleichwohl komplexen Text in Form einer zufälligen fiktiven Begegnung in einem Berliner Hotel mit Wladimir Maja- kowski, der als „der bedeutendste Vertreter des russischen Futurismus“ einge- führt wird. Sehr rasch wird dabei die Aufmerksamkeit auf Trotzkis gerade in Wien auf Deutsch erschienene Schrift Literatur und Revolution (russisch 1923, übersetzt ins Deutsche durch Frida Rubiner) gelenkt.28 Diese auch in der Roten Fahne kurz vorgestellte, von „Klarheit, Verständlichkeit und Echtheit“ geprägte 26 Vgl. Primus-Heinz Kucher:  Über Leo Lania. In:  Literatur und Kritik, H.  483– 484/2014, S.  97–110. 27 Vgl. Leo Lania:  Today We Are Brothers. The Biography of a Generation. Boston:  H. Mifflin 1942, S.  181f. 28 Ders.:  Der Feldherr als Ästhet. In:  Prager Tagblatt (9.7.1924), S.  3.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Title
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Subtitle
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Author
Primus-Heinz Kucher
Editor
Rebecca Unterberger
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Size
14.8 x 21.0 cm
Pages
466
Category
Kunst und Kultur
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹